1. Partnertausch


    Datum: 19.08.2019, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... lieber Scholli. So hatte ich sie auch noch nicht erlebt. Gut, im ersten Jahr hatte sie mal eine Weinflasche nach mir geschmissen. Auch da nicht getroffen. Die gerade zwei Monate zuvor gestrichene Wand dahinter schon. Danach war sie allerdings total zahm geworden.
    
    Was auch daran lag, dass wir uns so gut wie nie stritten.
    
    "Noch was?"
    
    "Es tut mir leid. Ich liebe dich."
    
    Oh, einen falscheren Moment, das zu sagen, hätte ich mir wohl nicht aussuchen können. Der Blumentopf hätte wehtun können.
    
    "Hau endlich ab!"
    
    Ich arbeitete doch dran. Raffte mein Zeug zusammen, so schnell es irgend ging. Norbert tauchte auf, der Typ, der die Kneipe nebenan saubermachte, und mit dem ich mich öfter unterhielt, er war in meinem Alter. Irgendwie ein lustiger Vogel, nur manchmal nervte er ein bisschen. Er kam tatsächlich mit einer Leiter.
    
    Und half mir auch mit dem Rest.
    
    "Haussegen hängt ein bisschen schief?", grinste er.
    
    "Nee, er ist ab."
    
    "Oh Scheiße."
    
    "Grund ist eine andere Frau. Zu der ich jetzt gehe."
    
    "Eh, Thomas... das hätte ich dir nie zugetraut, Mann. Wie alt?"
    
    Er versuchte ständig herauszufinden, welche Frauen unsere Altersklasse noch attraktiv fanden. Meist im erfolglosen Selbstversuch.
    
    "Neunundzwanzig. Hältst du die Leiter? Scheiße, an die da hinten komme ich doch niemals dran. Ach egal, die waren mir sowieso zu klein. Es läuft ja alles ein bei der Wäsche."
    
    "Ja, so sage ich das auch immer. Vielleicht wehen sie ja runter, irgendwann. Dass Pia so ...
    ... abgeht... hätte ich ihr nie zugetraut."
    
    "Da geht es dir wie mir. Danke. Ehm... die hat echt alles runtergeschmissen, das passt hier gar nicht alles rein."
    
    "Soll ich dir ein paar schwarze Säcke holen?"
    
    "Das wäre völlig genial."
    
    Pia stand immer noch oben am Balkongeländer. Jetzt weinte sie. Oh Scheiße. Das tat jetzt wirklich weh.
    
    "Pia. Es tut mir leid."
    
    Da kam Norbert zurück, und wir konnten den Rest verstauen. Nun, wir mussten uns kurz wegen des Schuhregens unterstellen. Sie dachte wirklich an alles.
    
    "Ich denke, ich werde mich dann schnellstmöglich vom Acker machen, bevor meine CDs und Filmesammlung folgen. Du kannst ja mal ein Auge drauf behalten. Wenn sie das tun, wäre ich dir dankbar, wenn du sie von der Straße retten könntest, bevor andere das tun."
    
    "Klar. Du bist echt der Hirsch, Mann. Neunundzwanzig. Sieht sie gut aus? Natürlich sieht sie gut aus."
    
    "Das tut sie allerdings. Und ist richtig gut drauf. Danke, ich fahr am besten gleich los. Bisher war es ihr noch entgangen, dass das Auto hier steht. Wer weiß, wie lang das vorhält."
    
    "Ja, Alter, mach's gut. Ich halte hier schon die Stellung."
    
    Aha. Verdammt, so hatte ich mir meine Trennung von Pia nicht vorgestellt. Das heißt, eigentlich hatte ich mir gar nicht vorgestellt, mich von ihr zu trennen. Warum eigentlich nicht? Wirklich gut hatten wir nie zusammengepasst.
    
    Das Auto war bis obenhin voll, Kofferraum, Rückbank. Den Beifahrersitz hatte ich freigelassen. Ich hielt in der nächsten Querstraße ...
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