Bedien Dich
Datum: 07.09.2019,
Kategorien:
Betagt,
Autor: bybumsfidel
© bumsfidel 2014-2017
Der Tag war schön, wunderschön. Sonnig und warm. Ich war mit meinem Lieferwagen unterwegs, hatte die Fenster heruntergekurbelt und schwitzte im Fahrtwind vor mich hin. Freute mich auf meine baldige Rente und brummte dabei den Song mit, der im Autoradio lief. Irgend so eine Discomucke, ich weiß nicht mehr.
Plötzlich sah ich sie. Ihr Rad lag am Straßenrand, sie saß heulend daneben und präsentierte ein weißes Höschen unter dem Kleid. Ihre Frisur bestand aus verdammt langen roten Haaren, zu einem Knoten hoch gebunden mit ein paar Fransen an den Ohren.
Ich weiß noch das ich dachte: 'Modern, ja, vor 20 Jahren', dann fiel mir auf, dass ich unterbewusst gebremst hatte.
'Komisch', schimpfte ich in Gedanken mit mir selbst, 'wie sie aussieht, fällt dir auf, was los ist, interessiert erst in zweiter Linie!'
"Was ist passiert?", fragte ich das Häufchen Elend, dass da im nassen Gras saß.
"Kette gerissen. Bin vom Rad gefallen", schluchzte sie.
"Was gebrochen?"
Sie schüttelte schniefend den Kopf.
"Sicher? Oder nur der Schock?"
"Ich denke schon", hielt sie mir ihre Hand hin und ich half ihr auf.
Auf wackeligen Beinen stand sie vor mir. Mitte 40, ein Kopf kürzer als ich, verlaufene Schminke, entsprechende Horrormaske. Mein Blick ging tiefer. Automatisch hefteten sich meine Augen an ihren Brustansatz. Das Sommerkleid war großzügig ausgeschnitten und offenbarte offensichtlich stramme Möpse. Gute Durchschnittsgröße, ohne BH mutig der ...
... Welt entgegen gereckt.
"Können sie mich mitnehmen?", wurde ich aus meiner Naturkunde gerissen.
"Ja, klar", stotterte ich und lud ihr Rad auf. Gott sei Dank war meine Tour zu Ende und die Ladefläche leer.
"Steigen sie ein", forderte ich sie auf.
Dann fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, wo sie wohnte.
"Wohin soll es denn gehen?"
"Düsseldorf, wenn es ihnen nichts ausmacht."
"Ich muss nach Essen, der kleine Umweg wird die Tankfüllung nicht weiter belasten. Also kein Problem", antwortete ich. "Ich bin übrigens der Nils."
"Angenehm, Tina", antwortete sie gut erzogen.
Dann kletterte sie auf den Beifahrersitz, nicht ohne den weißen Slip noch einmal zu präsentieren. Langsam fragte ich mich, ob das Absicht war oder einfach nur ihre Art in ein Auto einzusteigen. Misstrauisch geworden fragte ich sie, wieso sie so weit von zu Hause mit dem Rad unterwegs war.
"Ich bin mit der S-Bahn nach Solingen gefahren und wollte 'ne schöne Radtour zurück machen", erwiderte Tina.
In Gedanken fuhr ich die Strecke ab. Eigentlich hatte sie hier nichts zu suchen, aber mein Hirn war auf Autobahn geeicht, nicht auf Radwege. Vielleicht stimmte es ja.
"Mmmh", brummte ich vielsagend.
Der übliche Small Talk fing mit dem Wetter an, ging über die gesundheitlichen Vorzüge einer Radtour und den dauernd verstopften Autobahnen zu der gegenseitigen Versicherung verheiratet zu sein. Ihr Mann verdiente genug, dass sie nicht arbeiten brauchte - und auch nicht wollte, wie sie ...