1. Wenn die Nachtigall erwacht 17


    Datum: 20.10.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: by_Faith_

    ... gesenkt war und er demütig auf ihre nackten Füße starrte. Er musste nicht antworten, denn er wusste nichts was die Königin nicht besser wusste. Er musste auch nichts erklären oder rechtfertigen, denn seine Ansichten waren vollkommen bedeutungslos. Einzig relevant war die Waffe in seiner Hand. Er legte das Gewehr auf den Boden und war erleichtert, denn der Blick der Königin lastete nicht mehr so drückend hart auf ihm. Im Anbetracht dieser übermenschlichen Kraft empfand er keine Schande, sich kampflos ergeben zu haben. Er war sich nicht einmal sicher, ob die Kugeln seines Gewehres ihren Bänderpanzer durchdrungen hätten.
    
    Auf eine unbekannte Art fühlte er sich erregt. Die Erektion drückte schmerzhaft hart in seinem Schritt. Als er den Kopf hob, war die Königin schon weitergelaufen. Sie hatte wichtigeres zu tun, als sich mit ihm zu beschäftigen. Josè kniete sich neben den Wachmann und drückte ihm seine Taschenlampe in die Hand, dann sagte er: »Du musst jetzt gehen und nimm deine Kollegen mit, denn hier ist es heute Nacht nicht sicher für euch.«
    
    Der Wachmann hörte José zwar, war aber zu benommen, um der Aufforderung Folge zu leisten. Einer der NAVY-Seals kam José zur Hilfe, indem er den Wachmann mit offenem Mund anfauchte und dabei ein Gebiss präsentierte, bei dem Dracula vor Neid erblasst wäre. Dennoch konnte er mit diesen Fangzähnen reden: »Geh nach Hause und nimm deine Kollegen mit, oder stirb heute Nacht.«
    
    Der Sicherheitsangestellte verstand die Botschaft. Er ...
    ... rappelte sich auf und rannte in der Dunkelheit in Richtung des Haupttors. José und der NAVY Seal blieben nebeneinander stehen und schauten dem Flüchtenden nach.
    
    Währenddessen wurden die restlichen Wachleute auf dem gesamten Gelände aus der Dunkelheit heraus überrascht und entwaffnet. Dann jagten ihnen die Drohnen mit grotesken Fratzen und apokalyptischen Prophezeiungen so viel Angst ein, dass die privaten Objektschützer panikartig das Weite suchten. Für einen Kampf auf Leben und Tod war die Bezahlung zu schlecht.
    
    »Psychologische Kriegsführung ist besser, als ein sinnloses Gemetzel zu veranstalten«, sagte der Seal zu Josè, während er einige Sprengladungen aus seinem Rucksack zog.
    
    ***
    
    Als der Strom ausfiel, war es in dem Kontrollraum, in dem sich Ms. Keens und ihr ohnehin schon demoralisiertes Team befanden, schlagartig dunkel und still geworden. Nach ein paar Sekunden sprang das Notstromaggregat an und hüllte den Raum in rötliches Licht. Ms. Keens, deren Vorfahren aus Irland kamen, hatte den für Rothaarige typischen, blassen Teint. In dem rötlichen Licht wirkte sie aschfahl. Und diese Farbe passte gut zu ihrem Gesichtsausdruck.
    
    »Was ist gerade passiert?«, fragte sie mit kraftloser Stimme und erstarrter Mimik.
    
    »Die Systeme fahren noch hoch. Muss wohl eine komplette Überlastung gewesen sein. Haben wir draußen ein Gewitter?«, antwortete einer der Techniker.
    
    »Die Außenkameras scheinen defekt zu sein, die Abschirmung der Cerebraten ist auch offline«, antwortete ein ...
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