Wenn die Nachtigall erwacht 17
Datum: 20.10.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
Autor: by_Faith_
... diese Truppe nicht so agierte, wie man es in der Grundausbildung lernte. Sie agierten nicht wie einzelne Individuen, sondern wie die Gliedmaße einer höheren Macht. Was einer sah, führte automatisch zu einer Reaktion der anderen, als würden sie wissen, was ihr Vorposten wusste. Die Sinneseindrücke jedes Einzelnen trafen irgendwo zusammen, wurden verarbeitet und allen zur Verfügung gestellt, die diese Informationen benötigen könnten.
Eine vernetzte Kriegsführung war schon seit Jahren der Traum einer jeden Armee. Bis jetzt scheiterten diese Visionen an den technischen Möglichkeiten oder am Geld. Hier sah Ms. Keens diese Art der Kriegsführung in Perfektion. Und diese Soldaten trugen weder Kopfhörer noch Mikrofone oder Helmkameras. Als der Bereich von den Soldaten gesichert war, sah Ms. Keens die Königin in den Reaktorraum kommen. Im Gegensatz zu ihren Drohnen trug sie keinen Kampfanzug sondern die körpereigene Rüstung, die Ms. Keens schon von einigen Wochen in Deutschland gesehen hatte.
»Die ist einfach nicht kaputt zu kriegen«, zischte Ms. Keens.
»Oder vielleicht doch«, flüsterte sie mit einem giftigen Lächeln und schaute zu dem Bildschirm, auf dem immer noch das Schachbrett angezeigt wurde.
»Schwarz hat seinen Zug gemacht. Jetzt bin ich wieder dran«, sagte sie mit einem heiseren Lachen. Sie öffnete die Abdeckung eines kleinen Tastenfelds und gab einen Sicherheitscode ein. Der wurde akzeptiert und ein kleiner roter Knopf begann zu leuchten. Er signalisierte damit, ...
... dass er gedrückt werden wollte.
Als diese Anlage mit freundlicher Unterstützung des Verteidigungsministeriums für Ms. Keens Zwecke umgebaut wurde, verlangten die ewig misstrauischen Sicherheitsfanatiker eine "Reset Taste". Sie wollten ein Sicherheitssystem, das zuverlässig funktionierte, wenn eigentlich schon alles schief gelaufen war. Die einfachste und brutalste Lösung ergab sich durch ein Abrüstungsproblem. Denn die Atomraketen älteren Baujahrs verwendeten Hydrazin und eine weitere Substanz, deren Name Ms. Keens nicht mehr wusste, als Treibstoff. Diese Substanzen waren hochgiftig aber vor allem extrem reaktionsfreudig. Sobald sich diese Chemikalien vermischten, entzündete sich ein Höllenfeuer, das niemand mehr stoppen konnte.
Da die Entsorgung dieser Substanzen extrem aufwendig war, kam es den Militärs gerade gelegen, ein paar Tausend Liter davon für eine andere Aufgabe zu recyceln. Im oberen Bereich des Reaktorgebäudes waren zwei Tanks mit diesen teuflischen Chemikalien eingebaut worden und Ms. Keens musste nur noch den kleinen roten Knopf drücken, um die Ventile dieser Tanks zu öffnen.
Sie sah, wie Miriam die Tür zu Svens Bereich öffnete und dem Jungen um den Hals fiel. Sven schien noch nicht zu glauben, was er sah und fühlte. Dafür hatte im Ms. Keens in den letzten Wochen zu oft gesagt, dass seine Freundin tot war. Der Zeigefinger von Ms. Keens ruhte auf dem Knopf, mit dem sie ihren letzten Zug in diesem Spiel ausführen würde. Mit diesem einen Zug würde sie das ...