1. Die wundersame Heilung der K. 01


    Datum: 03.11.2019, Kategorien: Fetisch Autor: bychekov

    ... hätten sich bestimmt mit einer Extraportion Ekel von ihr abgewandt und Dinge wie „Schäm dich, Hure!" abgesondert. Da war sie sicher. Aber es bestand Hoffnung, ganz sicher, man hatte es ihr versprochen, und dieser Gedanke ließ sie für den Moment zufrieden lächeln.
    
    Da stand sie nun, bestellt, nicht abgeholt, egal! Sie war auch viel zu früh hier angekommen. In der aufkommenden Nervosität, die der Beginn eines neuen Lebens in wahrscheinlich jedem Menschen erzeugt hätte, nahm sie einen Bus, der sie um fast eineinhalb Stunden vor der abgemachten Zeit an ihrem Bestimmungsort abgesetzt hatte. Und siehe da, alles wies darauf hin, dass man ein solches Verhalten vorausgeahnt, ja vielleicht sogar in das Kalkül miteinbezogen hätte. Alles war vorhergeplant, nichts dem Zufall überlassen, sie hatte jetzt schon den Eindruck, dass man ihr die Kontrolle über sich selbst entzogen hatte.
    
    Das Paket mit dem Brief, den Klamotten, den Schuhen, wunderschöne Schuhe, sicher teuer, hoch, schwarz, elegant geschnitten und mit diesen fantastisch weichen Bändchen um die Fesseln, die man mithilfe eines Miniaturschlosses wie Fußschellen verschließen konnte. Sie hatte nicht erwartet, dass den Schlössern ein Schlüssel beilag und auch keinen gefunden. Und obwohl sie aus genau diesem Grund die Schuhe erst kurz vor ihrer Abfahrt angelegt hatte, fingen sie langsam an, ihre noch ungeübten Beine auf die Probe zu stellen. Die Dinger waren wirklich hoch, der Nagelabsatz gewöhnungsbedürftig und bisher hatte sie ...
    ... solche Schuhe nur im Bett getragen. So beschloss sie, sich für eine Weile zu setzen, um nicht im entscheidenden Moment umzufallen. Nicht auszudenken, wenn sie sich ausgerechnet jetzt den Knöchel bräche, plump und auf Krücken in ihr neues Ich stolpern müsste. Dieses neue Ich, von dem sie noch keine Ahnung hatte, wie es sich denn anfühlen würde.
    
    Oh ja, das alles wirkte wie geplant, erzeugte dementsprechend Aufregung, ein Kribbeln, das sie als erstes natürlich an und in ihrer Möse zu spüren bekam. Sie vibrierte, wie so oft in den letzten Jahren, diesmal aber mit dem Unterschied, sich dabei nicht wie ein Alien zu fühlen, den die anderen um sie herum sofort als solchen ausmachen konnten, sondern als Gleiche unter Gleichen dazustehen.
    
    Der Typ im Auto, der ohne jede Hektik und Scham neben ihr gehalten, das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergelassen und sie gefragt hatte, ob sie ihm einen blasen würde. Die Mittvierzigerin, die gerade eben auf der Bank ihr gegenüber Platz nahm, eine durchaus ansehnliche Person, sie schienen ihr nicht wie Fremde, sondern wie Seelenverwandte. Beinahe hätte sie ihr zugezwinkert, aber irgendwie wäre sie sich dabei blöd vorgekommen.
    
    Sie hatte schon vor Tagen beschlossen, dieser bevorstehenden Wendung in ihrem Leben einen gewissen Ernst einzuhauchen, die Situation mit Würde zu ertragen, sich nicht auf das Niveau einer Schauspielerin herabzulassen, die eine Maske anlegt und nur zwischen den Welten wandelt.
    
    Nein, sie wollte es, es war das ...
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