1. Kurzlebig


    Datum: 15.11.2019, Kategorien: Erstes Mal Autor: SuzieQ

    ... ihr Sohn. Er war damals achtundzwanzig, also zehn Jahre älter als ich. Er war groß, schlank, gut gebaut und eine Frohnatur. Immer hatte er einen lockeren Spruch drauf und brachte alle zum Lachen. Mich auch. Er hatte eine Woche Urlaub wie ich auch.
    
    Auch er war ständig am Strand. Er war ein Windsurfer von früher Jugend an, wie ich später erfuhr. Es war beeindruckend, wie er mit Wind und Wellen harmonierte. Es, er beeindruckte mich.
    
    Locker war ich damals ja schon, und die Zeiten waren es auch. Die alten "Achtundsechziger" hatten es uns vorgemacht. Wie hieß es zu der Zeit doch noch: "Unter den Talaren, der Muff von tausend Jahren." Und heute war heute. Abi in der Tasche, Urlaub, Freiheit. Ich war in Hochstimmung.
    
    Ich sonnte mich also am Strand und natürlich auch ohne Bikini. Immer wieder kamen Strandläufer vorbei. Die männlichen hatten dann gerade etwas Interessantes entdeckt, das sie zwang, in meine Richtung zu blicken. Schon damals war mir das bewusst und keineswegs unangenehm. So blöd war ich ja nun auch nicht mehr. Lustig wurde es dann, wenn sie in Begleitung waren, und die jeweilige Frau oder Freundin sie hastig weiterzog.
    
    Thomas, der Sohn meiner Wirtsleute, kam mit seinem Surfbrett aus dem Wasser, entdeckte mich und kam zu mir. Ohne zu fragen, ließ er sich neben mir in den Sand fallen. Warum hätte er auch fragen sollen, es war ein öffentlicher Strand. Seine Figur mit den breiten Schultern und der schmalen Hüfte war beeindruckend.
    
    Und schon kam wieder einer ...
    ... seiner lockeren Sprüche: "Kennst Du den Unterschied zwischen einer Welle und einer Nixe? ... Die Welle trägt immerhin eine Krone obendrauf." Dabei starrte er mir unverhohlen auf meinen Busen. Er sagte es so nett und lächelte dabei so spitzbübisch, daß man ihm einfach nicht böse sein konnte.
    
    Es gab aber auch andere Begegnungen am Strand. Es kamen zwei vermutlich gleichaltrige vorbei. Sie ließen sich ebenfalls ungefragt neben mir in den Sand fallen. Der eine rechts, der andere links von mir. Sie kloppten wirklich blöde Sprüche. Es reichte mir, und ich fragte: "Werden Eure Eier nur hart, wenn Ihr sie in der Sonne gart, oder warum hat Mami Euch keine Badehose mitgegeben?" Ich hatte von Thomas gelernt.
    
    Diese Begegnung gehörte zu den kurzlebigen Erinnerungen. Ich war allerdings stolz auf meine Schlagfertigkeit.
    
    Am Abend fragte Thomas mich, ob ich mit zum "Open Corner Meeting" kommen wolle. "Was ist das", fragte ich nach. "Wir, die Einheimischen, treffen uns ohne Touries in unserer alten Stammkneipe, und die Post geht ab. Lass Dich überraschen. Ohne mich hast Du keinen Zutritt."
    
    Das ließ mich neugierig werden. Thomas wurde von allen mir großem "Hallo" begrüßt. Es war verraucht, und es war so schön verrucht. Niemand schien sich hier um Regeln der heutigen Zeit zu kümmern. Es war kein modernes Ambiente für Touristen, es war eine einfache Pinte. Aber es wurde gefeiert. Kein Anlass, keine Attraktion, einfach nur Spaß und Stimmung.
    
    Ich ließ mich mitreißen. Ich tanzte mit ...
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