1. Geliebter Dämon 04: Ein Tag im Büro


    Datum: 12.01.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPhiroEpsilon

    04 Ein Tag im Büro
    
    Montag
    
    "Hallo Jasmine", sagte ich zu der jungen Frau, die zusammengefallen auf der anderen Seite des Tisches saß. "Ich darf doch 'Jasmine' sagen? Ich bin Angela."
    
    Sie blickte mich mit einem gehetzt wirkenden Blick aus Augen an, die von Schlägen halb zugeschwollen waren. Ein breites Pflaster zog sich über ihre rechte Wange. Sieben Stiche, wusste ich aus ihrer Akte. Vierzehn an ihrem Rücken.
    
    "Hallo Angela", krächzte sie.
    
    "Möchtest du etwas zu trinken? Kaffee, Tee, Wasser, Cola?"
    
    "Eine Cola, bitte. Mit Zucker."
    
    Ich nickte und drehte mich um.
    
    Jasmine war die letzte aus einer Serie von Opfern, höchstwahrscheinlich alle vom selben Mann vergewaltigt. Er schien sich junge, blonde Frauen auszusuchen, ihnen K.O.-Tropfen einzuflößen und dann stundenlang Gewalt anzutun.
    
    Die Frauen erinnerten sich an einen Bus oder eine U-Bahn, und wachten dann auf einer Bank irgendwo im Stadtgebiet auf, den Körper voller Blutergüsse, aber keine Erinnerung an die letzten Stunden. Keine Erinnerung, keine DNS-Spuren, keine Fingerabdrücke. Der Kerl musste seine Opfer als letztes abduschen, denn das einzige, was unsere Techniker hatten identifizieren können, war immer dasselbe billige Supermarktshampoo.
    
    Ich konnte mir nicht vorstellen, was Jasmine durchgemacht hatte, aber irgendjemand musste in den sauren Apfel beißen und sie befragen. Und wen gab es da besseres als die einzige Hauptkommissarin im Sittendezernat?
    
    Nach der aufrührenden Nacht hatte der ...
    ... Morgen eher unspektakulär begonnen. Normalerweise fuhr ich mit der U-Bahn zur Arbeit, aber mit der Möglichkeit, mich im Revier "umzuziehen", ohne einen ganzen Koffer voll Klamotten mitzuschleppen, hatte ich mich heute im virtuellen Lederanzug auf meine Maschine geschwungen und für das Büro auf Bluse und Jeans gewechselt. Sogar ein paar Zentimeter Absatz hatte ich mir gegönnt, was den Kollegen offensichtlich sofort aufgefallen war, denn ihre Blicke folgten mir, und ich hatte schon etwas Probleme, die lüsternen Gedanken auszublenden, die mich überfluteten.
    
    Bob hatte sich wie erwartet für den Tag abgemeldet, also hatte ich mich zuerst durch seinen Eingangskorb geklickt, bevor ich mich in Richtung Befragungszimmer aufmachte.
    
    Dort saß sie wie ein Häufchen Elend. Jasmine Wagner, einundzwanzig, Modeverkäuferin, Vergewaltigungsopfer.
    
    Ich stellte ihr die Coladose hin. "Willst du wirklich aussagen?"
    
    Sie holte Luft. "Ich muss schrecklich aussehen", sagte sie leise. "Ich kann nicht schlafen, und ich habe Angst, mich schickzumachen, bevor ich das Haus verlasse."
    
    "Ich weiß nicht", sagte ich, während ich mich ihr gegenüber hinsetzte. "Ob dich das tröstet. Aber er scheint keinen Wert auf Äußeres zu legen."
    
    Ihre Augen wurden groß. "Der Kerl hat das schon öfter gemacht?"
    
    Ich nickte. "Wir wissen bisher von mindestens sieben."
    
    "Aber es könnten mehr sein. Wenn die anderen sich aus Angst nicht gemeldet haben. Warum gibt es keine Bekanntmachung darüber."
    
    Ihre Gefühle fuhren ...
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