1. Geliebter Dämon 04: Ein Tag im Büro


    Datum: 12.01.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPhiroEpsilon

    ... heilend.
    
    Während Jasmine fast wie in Trance meiner Aufforderung nachkam, langsam und tief zu atmen, kroch die Energie wie ein Ring aus Licht ihren Arm entlang nach oben.
    
    Ich hätte ihre Hand beinahe losgelassen, als ich sah, wie ihre blauen Flecke blasser wurden, erst braun, dann gelb, als wären sie schon eine Woche alt. Das Licht kroch unter ihren Ärmel, doch ich konnte genau sehen, wie es seine heilende Wirkung entfaltete. Dann kam es unter ihrem Kragen hervor, lief über ihren Hals und ihr Gesicht. Von beiden Seiten lief es über den Schnitt unter dem Pflaster. Er schloss sich und die Fäden lösten sich in Nichts auf. Die Schwellung um ihre Augen ging zurück, und ihre Haut nahm einen normalen, gesunden Farbton an.
    
    Zuletzt schien das Licht tiefer in ihren Kopf einzudringen. Es zog sich zu einer hellen Sphäre zusammen und verschwand. Ich holte tief Luft.
    
    Jasmine öffnete langsam die Augen, als würde sie gerade erwachen. Dann blickte sie mich erschrocken an. "Was ist los? Ist irgendetwas?"
    
    "Ich ... Nein, alles in Ordnung." Nein, war es nicht. Was hatte ich gerade getan? Es sah zwar bei weitem nicht so erschreckend aus, wie einem Mann die sexuelle Energie auszusaugen, war aber genauso wenig normal.
    
    Ich holte Luft und drückte den Schalter am Recorder. "Danke", sagte ich.
    
    "Nein", sagt Jasmine. Ihre Stimme ist viel kraftvoller als vorher. "Ich danke dir. Ich hätte nicht gedacht, wie befreiend es ist, sich alles von der Seele zu sprechen."
    
    Das große Pflaster ...
    ... bedeckte immer noch ihre rechte Wange, aber ich musste wissen, wie es darunter und in ihrer Erinnerung aussah.
    
    Ich deutete darauf. "Du hast da was im Gesicht hängen."
    
    Ihre Hand fuhr zum Pflaster. "Huch", sagte sie und zog es mit einem Ruck ab. Die Haut darunter war unverletzt. Sie fuhr kurz mit der Hand darüber. "Ich kann mich gar nicht erinnern..."
    
    Genau das hatte ich irgendwie vermutet.
    
    "Komm", sagte ich, um sie abzulenken, und griff nach dem Recorder. "Ich lasse deine Aussage abtippen und ausdrucken. Dann kannst du sie unterschreiben."
    
    *
    
    Nachdem Jasmine sich verabschiedet hatte, ließ ich mich auf meinen Bürostuhl fallen und blickte auf meine Hände.
    
    Diese Hände hatten innerhalb weniger Stunden einen Mann gewürgt, eine Frau umarmt, und die Wunden einer anderen Frau geheilt. "Angela", murmelte ich. "Was bist du?"
    
    Es gab nur eine "Person", die mir diese Frage beantworten konnte. Ich hatte so meine Zweifel, ob er das wollte. Aber er konnte mir zumindest ein paar Sicherheitstipps geben.
    
    Denn eines war mir klargeworden: Mindestens eine der Gaben, die ich plötzlich entwickelt hatte, stammte von ihm.
    
    Doch bevor ich mich zu ihm aufmachte, tat ich das, was ein guter Polizist tut: Recherche.
    
    Doktor Ludwig "Lutz" Iffer hatte seinen Abschluss über "Sexuelle Befreiung und Hexenwahn" vor fünf Jahren bei einer sehr renommierten Universität in Süddeutschland gemacht. Summa cum laude, wie ich es nicht anders erwartet hätte. Sein Name stand nicht nur auf der ...