Samiras Großmutter
Datum: 17.01.2020,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Kastor Aldebaran
... dass man ihn nicht einfach gefällt hat!"
Ich sah den Gärtner mit gerunzelter Stirn von der Seite aus an. Mich durchschoss auf einmal ein seltsamer Gedanke. Hatte Asifa nicht gesagt, dass sie ihre Eibe selber gepflanzt hatte?
Der Friedhof war sich er schon älter als dreihundert Jahre, das ließe jedenfalls einige der sehr alten Grabsteine erkennen, die man teilweise an der Kapelle des Friedhofs angelehnt hatte. Die Gräber gab es nicht mehr, aber die Steine noch. Soweit ich wusste, war der Älteste, den ich entziffern konnte aus dem siebzehnten Jahrhundert.
"Wie alt ist er denn etwa?", fragte ich noch einmal nach, damit ich es bestätigt bekam.
"Man schätzt ihn auf fünfhundert Jahre. Plus, Minus. Es ist schwer, das zu bestimmen. Die meisten dieser alten Eiben sind hohl, das Kernholz vergammelt. Eine Kernbohrung würde nichts bringen. Aber der Stammumfang beziehungsweise der Durchmesser lässt darauf schließen.
Es kann sein, dass dieser Baum schon zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs hier gestanden hat. Vielleicht sogar auf dem ersten Friedhof an dieser Stelle. Das Stadtarchiv gibt darüber leider keine Auskunft! Diese Bäume wurden schon immer gerne auf Friedhöfen gepflanzt. Warum weiß ich auch nicht so genau. Sie sind pflegeleicht und immer grün!"
Als er das erzählte, sah der Gärtner fast verträumt in eine nicht zu erkennende Entfernung und klopfte mehrmals zärtlich mit einer Handfläche gegen den Stamm.
"Vielen Dank für die Auskunft!", meinte ich und bedankte ...
... mich bei ihm mit einem leichten Nicken in seine Richtung, "Es war sehr interessant!"
Auch er nickte und kümmerte sich wieder um den Baum. Hielt Ausschau danach, ob er noch etwas tun konnte. Er fand wohl nichts mehr, denn er stieg von seiner Leiter klappte sie zusammen und ging seiner Wege. Ein Mann, der aussah, als wenn mit sich und der Welt zufrieden war. Kein Wunder, bei dem Wetter konnte auch ein Job als Gärtner wunderbar sein. Mich schüttelte es etwas, wenn ich darüber nachdachte, wie es wohl im Herbst oder Winter war.
Doch dieser Gedanken trat schnell in den Hintergrund, denn ich dachte wieder über Asifa, oder besser gesagt, über sie und den Baum nach. Letztendlich kam ich zu dem Ergebnis, dass es nicht sein konnte. Mein Wissen verbot mir, daran zu glauben. Trotzdem ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf.
Wieder Zuhause angekommen packte mich die Unruhe. Ich konnte mich nicht auf das konzentrieren, was ich mir vorgenommen hatte. Die letzten Tage waren einfach zu seltsam gewesen, um sie einfach beiseiteschieben zu können. Außerdem zog es mich wieder zu diesen zwei Menschen, die so plötzlich in mein Leben gekommen waren. Ich glaubte langsam nicht mehr an Zufall.
Schon am frühen Nachmittag machte ich mich wieder auf die Socken. Es zog mich magisch in die Richtung von Asifa und Samira. Hier hoffte ich, mehr Informationen zu bekommen.
Wie selbstverständlich ging ich durch das Tor und zu dem Wohnwagen. Die Villa ließ ich links liegen. Ich wollte sie nicht ...