1. Weeslower Chroniken VII - 2003 Alexandra auf Kreta - Kapitel 5 - Unbeschwerte Tage


    Datum: 10.03.2020, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... da. Sie schüttelte den Kopf. Seltsamer Typ, dieser Michael. Einerseits so charmant, andererseits so eitel und pubertär. Sie kehrte um und lief den Strand entlang. Hier lagen größere Kiesel, auch etwas Treibgut, kein Mensch weit und breit. Nach etwa fünfzig Metern band sich Alexandra daher das Handtuch ab und hielt es nur noch in der Hand. Im Laufen wird man angeblich am gleichmäßigsten braun, dachte sie sich. Der Strand endete an einem Landvorsprung. Alexandra wusste von ihren vorigen Ausflügen, dass man nur wenige Meter hoch zur Schotterpiste gehen musste, den Vorsprung oben umwandern, um dahinter weitere schöne Buchten zu finden. Sie stieg also den steilen Pfad hinauf, erreichte sie Piste und ging, noch immer nackt, die staubige Straße entlang. Falls jemand käme, würde sie sich schnell im Handtuch verhüllen. Doch den alten roten Pick-Up, der plötzlich vor ihr um die Ecke bog, hatte sie überhaupt nicht gehört. Ehe sie reagieren konnte, war der ältere Mann, ein Hirte mit seinen zwei Hunden auf der Ladefläche, auch schon vorbei. Sie sah dem Wagen nach, in einer leichten Staubwolke stehend und noch immer etwas überrumpelt.
    
    Hinter der Landzunge kamen mehrere, jeweils von Felsen und Steinhaufen unterbrochene Sandbuchten. Am Anfang stand ein Haus, das jedoch wie schon bei ihren Besuchen zuvor anhand der verrammelten Fenster als leer stehender Feriensitz zu erkennen war. Davor stand allerdings ein kleiner Leihwagen. Hier parkte man, wenn man an die Strände wollte. Alexandra ...
    ... suchte die Buchten mit dem Auge ab und sah, dass am Ende der ersten zwei Menschen am Strand lagen. Von hier aus konnte man nicht erkennen, ob das Paar am Strand etwas trug oder nicht. Dennoch legte Alexandra ihr Handtuch in Höhe des leer stehenden Ferienhauses auf einem Stein ab, stellte dort auch ihre Flip-Flops ab und wanderte nackt am Strand entlang. Dass sich das Pärchen, an dem sie vorbei kam, in Badezeug sonnte, störte Alexandra nicht weiter. Das tat gut, fand sie, einfach so nackt durch die Welt zu laufen, man fühlte sich so frei. Und immer freier, je weiter man seine Kleidung hinter sich lässt. Oder das Handtuch, egal... Auf ihrem Marsch durch die Wildnis nach dem Unfall hatte sie das Gefühl überhaupt nicht genießen können. Aber umso mehr nahm sie sich vor, diese Wanderung zum Wasserfall tatsächlich zu unternehmen – mit richtigen Schuhen, Sommerhut, genug Wasser und Proviant. Und ansonsten nichts am Leib außer vielleicht Sonnencreme.
    
    Am Ende dieser Bucht kam nach einem Felsvorsprung eine weitere, menschenleere. Dort ging Alexandra ins Wasser und schwamm eine Weile. Für sie gab es kaum etwas Schöneres, als nackt zu schwimmen.
    
    Auch auf dem gesamten Rückweg blieb sie so, nur mit dem Handtuch in der Hand. Erst kurz vor der Taverne band sie es sich wieder um. Hinten auf der Liegefläche hatte sich Überraschendes getan: Das junge Pärchen hatte sich ausgezogen, beide lagen auf dem Bauch, die Hintern der Sonne entgegen gestreckt. Und beide waren ebenfalls fast nahtlos braun, ...
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