Hausfrau Versus Zicke
Datum: 15.03.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPiaPan
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als um sechs Uhr morgens der Wecker klingelte. Missmutig drehte er sich noch einmal herum und ging in Gedanken den kommenden Tagesablauf durch, obwohl eigentlich nichts Wichtiges anstand. Der ganz stinknormale Alltag eben.
„Beweg deinen Arsch, die Arbeit wartet auf dich", murmelte er vor sich hin, um mit müden Schritten ins Bad zu gehen. Die anschließende Tasse Kaffee brachte ihn langsam auf Trab; wenig später fuhr er mit der Straßenbahn zu seiner Arbeitsstelle.
Mit den üblichen Worten „Moin Ben. Alles Roger in Kambodscha?" wurde er von seinem Junior - Chef Alfred begrüßt.
„Klaro -- alles fit im Schritt!", beantwortete er die Frage. Nach diesen müden Kalauern besprachen sie das Tagesprogramm.
Seit einem Jahr war Ben in der kleinen Elektro -- Firma beschäftigt. Die hatte sich auf Kundendienst oder neudeutsch Elektro -- Service spezialisiert. Dieses kleine Unternehmen nahm keine Großaufträge wie die Verkabelung von Neubauten oder gar Fabriken an, sondern führte das aus, was im Jargon „Flick" hieß. Hier eine Steckdose für die Waschmaschine anbringen, dort nach einem Umzug Lampen aufhängen oder auch mal der ängstlichen Oma das Leuchtmittel für die Nachtischlampe auswechseln.
Von Neubauten und Großprojekten hatte Ben die Nase gestrichen voll. Zu oft hatte er während seiner Lehre im Winter bei Frostgraden die Kabel an die Wände genagelt ohne eine Möglichkeit, sich während der Pausen aufwärmen zu können. Und überhaupt... an ...
... seine Lehrzeit erinnerte er sich nur ungern. Wenig Geld, schlechte Ausbildung und mit Ach und Krach den Gesellenbrief bekommen. Lehrlingsfabrik eben: Ein Meister, 4 Gesellen und 10 Lehrlinge. Nach der Prüfung kündigte er umgehend und sah sich nach was Passenderem um.
Ben mochte das etwas familiäre Verhältnis in der „Klitsche", weil hier jeder jeden kannte. Da war der „Alte", ein gemütlicher Herr in den 50ern. Eigentlich ganz nett, aber auch knallhart, wenn es drauf ankam. Sein Sohn Alfred, der Junior -- Chef, war knapp unter 30. Der ging noch mit „auf Tour"; machte also dasselbe wie Ben. Dazu kam noch die 20 jährige Schwester von Alfred; die recht attraktive Anita. Ihre Aufgabe war es, den laufenden Papierkram zu erledigen und die Elektroartikel im Laden zu verkaufen.
Gute Umgangsformen und etwas Fingerspitzengefühl bei den bisweilen etwas schwierigen Kunden waren für diesen Job unabdingbar; schmutzige Arbeitskleidung oder gar ungepflegtes Äußeres ein absolutes „No Go".
Ein weiteres Gesetz:
Niemals was mit einer Kundin anfangen. Also nicht während der Arbeitszeit. Das sah der „Alte" überhaupt nicht gern.
Mit letzterer Bestimmung hatte Ben kein Problem: Eisern hielt er sich an die Regel: „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps."
Am heutigen Freitag stand nichts Dramatisches an; Routine eben. Der erste Auftrag war schnell erledigt. Er musste einen E-Herd anschließen, den sich eine nicht gerade reiche Familie vom Discounter geholt hatte. Das Ehepaar war etwas ...