1. Winterdienst


    Datum: 13.04.2020, Kategorien: 1 auf 1, Autor: netterJung

    ... und dem Traktor und dann stieg er wieder die drei Stufen hinauf zu seinem Fendt.
    
    "Ich fahre dann gleich mal los", schrie er noch und startete den Diesel seines Traktors. Da ich bei der Frau wenigstens noch etwas reißen wollte, jetzt wo ich ja schon nicht mehr der strahlende Ritter sein konnte, der sie aus der misslichen Lage befreien konnte, stellte ich mich einfach wieder auf den Wall und drückte gegen den Wagen an. Dass das eine total bescheuerte Idee war, fiel mir dann auf, als der Traktor den Mercedes mit einem Ruck nach hinten zog und ich mit der gleichen Überraschung in Richtung Boden segelte. Ich vernahm noch Lillys Schrei, "Pass auf", und schlug dann auf der harten Schneedecke mit Eisplatten vermischt, auf.
    
    Während ich mir beide Knie festhielt, sah ich dass der Wagen nun vollkommen befreit auf der Straße stand. Lilly kam zu mir gelaufen und fragte mich, "Mensch, alles klar?" Obwohl ich bemüht war, mir nichts anmerken zu lassen sagte ich nur, "Nein, meine Knie tun höllisch weh." Konrad schaltete die Warnblinkanlage des Treckers und des Mercedes an, sammelte das Warndreieck und das Abschleppseil wieder ein und verstaute es im Kofferraum von Lillys Wagen. Er rief dann zu uns hinüber, "Kommt ihr nun ohne mich klar? Ich muss noch weiter." "Ja klar und noch einmal vielen lieben Dank", rief Lilly und winkte zu ihm hinüber. Dann wandte sie sich wieder mir zu.
    
    "Kannst Du denn aufstehen?" "Ich weiß nicht", stöhnte ich leise auf und versuchte mich vom Boden ...
    ... abzudrücken, auf dem ich kniete. "Warte mal", sagte sie nur und versuchte mich an einem Arm anzuheben. Mühsam gelang es uns, mich in die Hocke zu bringen. Lilly holte den Wagen ein paar Meter näher und half mir beim Einsteigen. "Und wo soll ich dich nun hinfahren? Immer noch zur Arbeit?" "Am besten ins Krankenhaus", sagte ich zwar scherzhaft, aber der Gedanke war mir durchaus ernst. "Willst du dich erst einmal aufwärmen und ausruhen bevor es weitergeht?", bot sie mir an und ergänzte dann noch, "Ich wohne nur zwei Straßen entfernt." "Wenn das für dich kein Problem ist", antwortete ich nur kurzatmig.
    
    Lilly fuhr an und funkte ihre Zentrale an. "Ich habe noch einen privaten Termin, ich melde mich mal vorübergehend ab", sprach sie in ihr Funkgerät hinein. "Kein Problem", dröhnte eine Stimme zurück. "So dann wollen wir mal", sprach sie und schaltete einen Gang höher. Nachdem sie den Berg hinauf gekommen war, bog sie später rechts ab in eine Siedlung, wo überwiegend Mehrparteienhäuser standen.
    
    Schließlich blieb sie vor einem Backsteingebäude stehen und meinte dann: "Da im zweiten Stock wohne ich." "Na hoffentlich komm eich da rauf", meinte ich etwas zweifelnd. "Ich helfe dir schon hochzukommen", meinte sie und schmunzelte dabei. Wahrscheinlich klang es für sie auch etwas zweideutig. In jeder Lage wäre ich auf ein solches Gespräch nur zu gerne eingestiegen, aber bitte nicht heute.
    
    Lilly kam um den Wagen herum und öffnete mir die Türe. Sie hielt mir die Hand hin und zog mich vorsichtig ...
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