1. Das Aschenputtel


    Datum: 20.05.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: lost_of_mind

    ... Schule fährt sie mit dem Bus, steht aber alleine abseits der anderen Schüler zum warten. Soweit ich das sehen konnte mieden sie diese auch alle.
    
    Eigentlich sollte ich mich nicht einmischen, ich hatte selber genügend eigene Probleme. Aber sie hat etwas an sich, was meine Gedanken immer mehr fesselte, mich immer wieder nötigte sich in Gedanken mit Doro zu beschäftigen, ich wollte hinter ihr Geheimnis kommen, so sie denn eines verbarg.
    
    Ich merkte mir die Zeiten, wann sie aus dem Haus ging und wann sie Zurück kam, soweit ich das mit meiner Berufstätigkeit übersehen konnte. Manchmal sah ich sie auch einen oder zwei Tage nicht, vor allem an den Wochenenden. Merkte mir ihre Bekleidung und alle anderen Details. Passte meine Wege möglichst so an, dass ich ihr immer wieder scheinbar Zufällig begegnen konnte. Dorothea. Erinnerte sie mich an meine Jugend? Nein, ich war gänzlich unterschiedlich. Im Bekanntenkreis hatte ich auch sonst niemanden, der eine Assoziation zu dieser jungen Frau zuließ.
    
    Eines Tages kam sie Nachmittags zu mir in die Apotheke, erkannte mich aber nicht sofort mit meinem weißen Kittel und den streng hochgesteckten Haaren, oder schlicht weil sie mich dort nicht Erwartete.
    
    Bestellte eine bestimmte mykotische Creme. Ich versuchte so förmlich und distanziert zu bleiben, wie ich es zu anderen Kunden auch immer war. Wusste aber natürlich dass diese Creme für einen ganz bestimmten Körperbereich gedacht war. Erst als ich kassierte und sie mit Namen verabschiedete ...
    ... erschrak sie fürchterlich und verließ verschämt den Laden.
    
    Ich machte mir jetzt Sorgen. Diese Creme und ihr ungepflegtes Auftreten passten irgendwie zusammen. So ein Vorurteil verstieß allerdings gegen meinen Berufskodex. Ich nahm mir jedoch vor, sie beiläufig das nächste Mal darauf anzusprechen, was sich schon eine Woche später an der Bushaltestelle ergab. Ich war fürchterlich Verschämt um sie direkt nach ihrem ungewöhnlichen Einkauf eine Woche zuvor zu Fragen. Es dauerte lange bis sie endlich merkte auf was ich bei diesem Gespräch hinaus wollte.
    
    Und dann sah ich sie das erste Mal richtig herzhaft lachen, als sie Begriff. Die Creme war für ihre Mutter. Aber mein winden und drum herum reden musste sie köstlich amüsiert haben. Danach war das erste Eis gebrochen, denn sie befragte mich ausgiebig nach meinem Beruf.
    
    Ab da war es leichter. Jede Gelegenheit sie zu sehen nahm ich wahr, begann zu überlegen was Frauen in ihrem Alter gerne Unternehmen, die Interessen sind heute ja völlig anders als bei uns damals. Jedes Gespräch versuchte ich so lange wie möglich hinauszuzögern, sie entzog sich dann auch immer höflicher. Bis zu jenem Tag. Ich nenne ihn jetzt den Schicksalstag. Ab diesem Tag wurde vieles anders. Zu Viel.
    
    Eine Kundin hatte erzählt dass ab Freitag Abend das Eisstadion wieder in Betrieb genommen, ein Publikumslauf mit Musik veranstaltet wurde. Freitag Morgen traf ich Dorothea "rein zufällig" an der Bushaltestelle und fragte ohne echte Hoffnung ob sie Interesse ...
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