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Das Aschenputtel
Datum: 20.05.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: lost_of_mind
... hätte am Abend mit zum Eislaufen zu kommen. Mir war klar dass uns fast 20 Jahre trennten. Trotzdem sagte sie spontan zu. Ich war darüber so erstaunt, dass ich fast meinen Faden verlor. "Gut Sonja, treffen wir uns um 19 Uhr gleich vor dem Eingang!" Waren ihre bestimmenden Worte, Doro sah das Alter zwischen uns anscheinend wesentlich lockerer. Um 14 Uhr kam meine Schichtablösung in die Apotheke, es war noch genügend Zeit zum Einkaufen für das Wochenende und zum Umziehen. Aber damit stürzte ich mich zum ersten Male an diesem Tag in einen kleinen Konflikt. Was sollte ich nur Anziehen? Warum machte ich mir darüber überhaupt einen Gedanken? Bei einem Date mit einem Mann hätte ich keine Minute darüber nachgedacht. Aber wenn man etwas mit einer jungen Frau unternimmt? Sie war sicher nachlässig Gekleidet, wie immer. Das kam für mich aber nicht in Frage. Zu sehr wollte ich den Altersunterschied aber auch nicht wirken lassen. Niemand sollte meinen sie wäre mit Mutter oder Großmutter skaten. Schon war ich drei Stunden nur wieder beschäftigt mir über Doro Gedanken zu machen. Ich entschied mich für ein lila Strickleid mit ganz kurzem Rock, dazu jedoch eine schwarze dicke Strumpfhose und als Kältereserve noch eine schwarze Feinstrumpfhose darunter. Eine sportliche kurze Pelzjacke ließ den Po frei und genügend Bewegungsfreiheit, fast kniehohe zierliche Lederstiefel wärmten zwar wenig, sahen aber flott aus. Der Bus brachte mich dann direkt zum Sportpark. Publikumslauf ...
... dauert immer zwei Stunden, ich war schon deutlich vor der Zeit in dem Freizeitkomplex. Schlenderte zum Hallenbad nebenan, studierte die Plakate. Kaufte zwei Wertmarken für das Drehkreuz. Immer mehr Menschen strömten in den Sportpark, vorwiegend junge Leute in lärmenden Horden oder Familien mit Kindern. Zogen sich auf den Bänken die Schlittschuhe unter, warteten auf Öffnung der Eisfläche, wo noch eine witzige Maschine mit dem Geräusch eines Staubsaugers ihre glänzenden Spuren zog. Ich wartete auch. Auf Dorothea. Erst noch Vergnügt. Dann Zweifelnd. Waren wir für Heute Verabredet? Stimmte die Zeit? Hatte sie mich Vergessen? War etwas Geschehen? Hatte sie es sich anders Überlegt? Wie lange sollte ich Warten? Wollte ich dann alleine aufs Eis oder lieber nach Hause gehen? Wie eine Raubkatze im Zoo hinter den Gittern lief ich auf und ab, spähte in die Dunkelheit über der Parkplatz und durch die Passage. 30 Minuten. 50 Minuten. Erst freudige Erwartung, dann Wut und schließlich Enttäuschung. Rockige Musik dröhnte durch das Areal, heiteres Hintergrundgeplapper vergnügter Menschen. Nach einer Stunde entschloss ich mich zur Heimkehr. Da kam sie. "Hallo Sonja!" Begrüßte sie mich fröhlich, legte versöhnlich eine Hand an meinen Oberarm. "Hallo Dorothea." Meine Wut verrauchte Augenblicklich. Sie plapperte sofort los, ohne ein Wort über ihre deutliche Verspätung zu verlieren. Hakte sich unter, führte mich durch das Drehkreuz zu einem freien Platz auf einer Bank. Nebeneinander ...