Anna Teil 1
Datum: 05.10.2020,
Kategorien:
CMNF
Autor: hannar
... darauf die Schüler wie Ameisen aus den verschiedenen Schulgebäuden in den Hof strömten, und die Stille des Morgens von einem vielstimmigen Schnattern und Kreischen abgelöst wurde.
Ich musste mich nicht lange umsehen, da sah ich Anna in einem weißen kurzen Sommerkleid aus einem der Gebäude kommen. Ich stand etwas abseits am offenen Schultor und schaute ihr sehnsüchtig beim Gehen zu, betrachtete ihre makellosen, schlanken Beine, ihre perfekte glatte Haut, als ich plötzlich bemerkte, dass sie mich direkt ansah, und nicht nur das, sie schien in meine Richtung zu laufen. Mein Herz schlug in bisher ungekannten Ausmaßen, als ich feststellte, dass dies kein Traum, sondern Realität war, und sie tatsächlich zu mir kam.
Anna blieb einen Meter vor mir stehen, und noch immer sah sie mir direkt in die Augen. Und, für mich völlig überraschend, machte ich etwas in ihrem Gesicht aus, was ich bei ihr niemals erwartet hätte: Unsicherheit.
Klar, ich war, als großgewachsener Ruderer, bestimmt ein imposanter Anblick für so einige Menschen, aber bei diesem Mädchen, dass ich auf ein so unereichbares Podest gehoben hatte, war das für mich in meiner Vorstellung eine schlicht nicht denkbare Realität.
"Hallo Jan", sagte sie schliesslich, sichtlich angespannt. Ich versuchte mich zusammenzureissen und nicht wie der letzte Vollidiot zu glotzen. "Hallo Anna." Ich hatte keine Ahnung, woher sie meinen Namen kannte, und ich versuchte auch selbst überhaupt nicht so zu tun, als ob ich den ihren ...
... nicht kennen würde. "Ich wollte dich was fragen", sagte sie dann, wie ich wie durch einen Nebelschleier vernahm. "Geht ihr heute auch zum See?" "Ja, wir fahren jetzt, ein Freund von mir kommt gleich", antwortete ich wie in Trance. Was passierte hier? "Oh cool, nehmt ihr mich mit? Ich hab nur noch eine Stunde, die kann ich schwänzen. Mit dem Bus dauert es so ewig." "Äh ja klar, kommen deine Freundinnen auch mit?" "Nein, Sara muss was für die Schule fertigmachen und kommt wahrscheinlich erst später, die anderen wollen ins Freibad. Ich find's da aber nicht so chillig, lauter dumme Kinder."
Das stimmte, im städtischen Freibad war es wirklich nicht besonders chillig, ganz im Gegensatz zum See, der allerdings ohne Auto nur mühsam zu erreichen war, da er sich außerhalb des Stadtgebietes befand. Einen kurzen Moment standen wir beide unsicher nebeneinander, dann sah ich meinen Kumpel, Andreas, von der Straße zu uns ans Tor kommen. Ich bemerkte seinen überraschten Blick, als er Anna neben mir stehen sah. Ich war mir sehr sicher, dass er nichts dagegen haben würde, sie mit zum See zu nehmen.
Im Auto versuchte ich die Stimmung aufzulockern, was nicht wirklich meinem Naturell entsprach, ich war ganz sicher kein Typ Entertainer. Aber immerhin erzählte ich Anna vom Abi und dass wir in drei Wochen mündliches hatten und dann endlich frei waren, was sie mit sehnsüchtigen Kommentaren bedachte. Ich hatte den Eindruck, dass sie mir dankbar war für meine Mühe, das Eis zu brechen, und langsam ...