Das Dorf, schatten der Vergangenhei
Datum: 21.10.2020,
Kategorien:
Hausfrauen
Autor: bywschsch
... förmlich zum Küssen einlud. Es gab bis heute keinen Tag, an dem sie mit ihrem Mann zusammen kam, an dem sie sich kein Küsschen gaben. Ob es zum Abschied war oder wenn er nach Hause kam, im Alltag zeigten sie sich gegenseitig auf diese Art und Weise ihre gegenseitige Verbundenheit, es war für sie einfach normal und selbstverständlich.
Diese Art der Zuneigung kannten ihre Kinder von klein auf und haben sie bis heute auch ihren Eltern gegenüber mit Bussis bei allen Gelegenheiten beibehalten. Diese kleinen Zärtlichkeiten waren auch für sie selbstverständlich und haben so zum Familienzusammenhalt beigetragen. Mit anderen Worten, sie waren eine harmonische glückliche Familie.
Aber was war heute geschehen, was diese Harmonie stören wollte und Bettina die Tränen in die wunderschönen Augen trieb?
Beim Einkaufen im Supermarkt ist ihr Hubert K., der Brandmeister der freiwilligen Feuerwehr begegnet. Das war an sich nicht ungewöhnlich, man grüßte sich, ging sich aber aus dem Weg. Aber heute sprach er sie das erste Mal seit mehr als 25 Jahren an.
„Hallo Bettina, kennst du mich noch?"
Sie starrte ihn nur an, da sie mit ihm nichts mehr zu tun haben wollte und ihm bis jetzt auch erfolgreich aus dem Weg gegangen war, dabei wollte sie es auch belassen.
„Also es ist so, ich habe alte Sachen durchgesehen, und da Ihr ja bald silberne Hochzeit feiert, wollte ich deinem Mann ein kleines Geschenk machen."
Bettina wurde weiß wie eine Wand und schaute ihn ungläubig an wie ein ...
... Mondkalb.
„Da ist noch eine Video-Kassette und Bilder von dir, die würde ich ihm gerne schenken."
Ihre Hände krallten sich in den Griff des Einkaufswagens und ihre Atmung beschleunigte sich bis sie glaubte, eine Schnappatmung zu bekommen.
„Also schick mal eines von deinen Bälgern am Mittwoch um 15 Uhr bei mir vorbei, die Adresse kennst du ja sicher noch, um das Geschenk abzuholen."
Nach diesem Satz drehte er sich um und ließ die entsetzte Bettina einfach stehen. Ohne eine Antwort abzuwarten, war er einfach verschwunden. Bettina brauchte mehrere Minuten, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass sie den Einkaufswagen loslassen konnte. Sie ließ ihn einfach im Gang stehen und rannte wie gehetzt nach Hause. Das war der Grund, warum sie jetzt auf der Couch saß und weinte. _________________________________________________________ Zeitreise: 1985
In den Wohnstuben machte sich der Commodore 64 breit, Super Mario flimmerte über die Bildschirme. Das Privatfernsehen wurde eingeführt und versuchte, mit schlüpfrigen Programmen (Tuttifrutti) Marktanteile zu gewinnen. VW hat die Produktion des Käfers eingestellt und der Golf übernimmt immer mehr das Straßenbild. Helmut Kohl ist seit 3 Jahren Bundeskanzler. In jeder größeren Stadt gibt es einen Beate-Uhse-Laden, meist mit Kino und Videotheken sind weit verbreitet, findet man selbst in den kleinsten Gemeinden. __________________________________________________________ Gedanklich kehrt Bettina in das Frühjahr 1985 zurück, nachdem sie ...