1. Barbara 6


    Datum: 14.06.2021, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... anderen auch. Das wird morgen Georg mit dir angehen.
    
    Am nächsten Tag stehe ich mit Georg in seiner Werkstatt. Als Erstes durfte ich mir eine Maske aussuchen. Diese Masken! Du hast keine Vorstellung, was da bei Georg so alles an der Wand hing! Er hat da so einen Maskenbauer an der Hand, der direkt in Venedig gelernt hat. Meine Wahl fiel auf eine mit dem Titel: Kleiner Kolibri. Lauter kleine bunte Federn und so ein langer Kolibrischnabel auf der Nase. Der Mund blieb frei. Nach langem Hin und Her einigten wir uns auf dunkelrote Lacklederstiefel, so lange Dinger, bis über die Knie. Bei der Korsage musste meine Tante vermitteln. Ich wollte eine, die meine Titten frei gelassen hätte. Doch Onkel Georg war da strikt dagegen, er bestand auf hoch geschlossen. Dazu die passenden roten Handschuhe bis über die Ellenbogen, fingerfrei und ein dunkelgrauer langer Seidenumhang.
    
    An dem bewussten Abend trudelten die Gäste langsam ein und Anja assistierte mir bei der Vorbereitung, machte mir die Haare und half beim Schminken.
    
    Ich war total nervös aber auch neugierig, da ich absolut keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde. Wir saßen hoch oben im alten Büro. Von dort hatten wir durch die großen Fenster den perfekten Blick auf die Gäste unten in der kleinen Halle. Da war da so eine schmale Plattform vor der Bürotür und eine eiserne Wendeltreppe führte hinunter. Unten gingen maskierte, nackte Mädchen durch die Menge mit Tabletts voller Sekt oder O-Saft. Alle Gäste hatten prächtige ...
    ... Kostüme und auch solche herrlichen Masken an. Genauso muss es in Venedig vor 300 Jahren zu Karneval
    
    ausgesehen haben.
    
    Und ich quälte mich mit dieser blöden Korsage rum, bekam kaum Luft in dem engen Ding. Dann hatte ich die Nase voll! Ich begann, das Teil einfach wieder auszuziehen. War ganz schön schwierig mit den vielen Schnüren.
    
    Um Himmelswillen! Was tust du denn da, Babs?
    
    Meine Tante wurde leicht hysterisch.
    
    Was soll das?
    
    Ich war richtig in Fahrt.
    
    Boahh!
    
    Dieses bescheuerte Teil nervt mich! Es ist viel zu eng! Und es kneift überall! Weg damit!
    
    Meine Tante sah mich mit riesigen Augen an.
    
    „Aber Babs, du kannst doch nicht…!“
    
    Ich sagte nur:
    
    Warum denn nicht? Weißt du Tante Anja, da mich wahrscheinlich über Kurz oder Lang sowieso all die Herren da unten irgendwann mal besteigen und die Damen mit mir was weiß ich nicht alles anstellen werden, gehe ich einfach ohne dieses blöde Ding da runter. Da sehen alle gleich, was ich so zu bieten habe!
    
    Ich seh das Gesicht von Anja noch genau vor mir. Sie schaute mich total entgeistert an, so, als ob ich nicht ganz dicht wäre.
    
    Aber Babs!,
    
    war das Einzige, was sie sagen konnte.
    
    Doch da kam schon das vereinbarte Signal. Georg läutete seine alte Schiffsklocke, die Musik wurde leise und wir mussten aus unserem Krähennest rauskommen.
    
    Da stand ich nun oben auf der Empore mit meinem langen Umhang, Tante Anja hinter mir. Mir war schon ganz schön mulmig zu Mute. Bestimmt hab ich auch gezittert!
    
    Von ...
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