Der Prozess
Datum: 23.06.2021,
Kategorien:
Humor
Autor: Achterlaub
... Sie bitte Platz neben ihrer Verteidigerin. Dann können wir endlich anfangen."
Ich war in Gerichtsdingen nicht so bewandert. Aber normalerweise müsste man erst Namen und Alter angeben. Dann folgte die Verlesung der Anklageschrift, damit man weiß, was einem zur Last gelegt wird. - Doch dies alles passierte nicht.
Mein Blick fiel auf die Staatsanwältin. Obwohl sie diese schwarze Robe trug, die die Statur ihres Leibes vollkommen verhüllte, erkannte ich in ihr eine durchaus attraktive Frau. Sie hatte wunderschöne große dunkle Augen. Ihre vollen Lippen schienen mir sehr sinnlich. Kurze blonde Haare ließen sie freundlich und zutraulich erscheinen. Bis ich das erste Mal von dem mir Angelasteten hörte. Scharf und unerbittlich schleuderte ihr Mund mir ihre bösen Worte entgegen. "Dem Angeklagten Wilhelm Landauer usw. wird zur vorgeworfen. Er hat sich schuldig gemacht der Dauergeilheit, der verbotenen Votzeleckerei und des Missbrauchs Älterer."
So ein Quatsch, dachte ich dabei. Das sind doch keine Straftaten. Nie würde ein zivilisierter Staat solches Verhalten bei Strafe verbieten. Was sollte das überhaupt sein?
Mit diesen Gedanken wandte ich mich zur Seite. Neben mir saß meine Verteidigerin. Ich erkannte das instinktiv. Aber ich kannte sie nicht. Und mir war auch nicht bewusst, wie ich an sie gekommen sein sollte. Aber sie musste begriffen haben, dass mich die Anklage verstört hatte. Denn sie beugte sich zu mir hin und flüsterte mir zu: "Wilhelm, das mit der Dauergeilheit ...
... bedeutet, dass du dich mit erigiertem Geschlecht Frauen und jungen Mädchen genähert haben musst. Votzelecken ist verboten. Das musstest du doch wissen. In allen Zeitungen hat doch gestanden, dass solche Schweinereien nicht mehr erlaubt sind. Zwischen den Geschlechtern sind sexuelle Kontakte auch verboten, wenn die beiden mehr als zwei Jahre Altersunterschied aufweisen. Auch das hättest du beachten müssen. Wer dabei erwischt wird, muss mit Strafe wegen Missbrauchs Älterer rechnen."
Das alles ist doch reiner Irrsinn, denke ich. Ich war zehn Jahre nicht hier. Wie kann man mir das vorwerfen? Meine Verteidigerin hatte meine Zweifel wohl erraten. Denn sie raunte mir zu: "Das musst du nicht nur in Deutschland gemacht haben. Bei solchen Taten gilt das Weltprinzip. Wo immer du solches verbrochen hast, wirst du auch in Deutschland bestraft."
Während meiner Zeit auf den Kontinenten war ich selbstredend nicht immer keusch gewesen. Wenn ich ein Bedürfnis hatte, gab es stets Frauen, die zu allem bereit waren. Sie erkannten in mir den reichen Fremden und erhofften sich die eine oder andere Aufmerksamkeit.
Mit ein paar Dollar waren die meisten zufrieden. Man mag dies eine Art von Prostitution nennen. Aber das war so in Afrika, in Asien oder in Amerika. Da ich meist nur befristet auf Baustellen tätig war, konnte ich selten intensivere Beziehungen herstellen. Zumeist dauerten sie nur einige Wochen oder Monate. Dann musste man sich trennen, auch wenn es zuweilen sogar mir wehtat.
Ich ...