1. Der Prozess


    Datum: 23.06.2021, Kategorien: Humor Autor: Achterlaub

    ... konnte die ganze Situation immer noch nicht recht erfassen. Aber der Anblick meiner Verteidigerin war mir schon ein Vergnügen. Die Haare leicht hochtoupiert, die Lippen rot und stets ein wenig lüstern geöffnet hätte ich mich schon gerne mit ihr vergnügt. Während ich noch so vor mich hin sinnierte, hörte ich wieder die scharfe Stimme der Staatsanwältin. "Wilhelm, Sie werden durch die Zeugen soundso (sie nannte merkwürdigerweise keine Namen) überführt werden. Ich fragte mich nur, was für Zeugen das sein sollen. Dann bemerkte ich einen merkwürdigen Blick, den die Staatsanwältin nach vorn zum Richtertisch warf. Dort saß ein vielleicht 60-jähriger glatzköpfiger dicker Richter. Er schaute mich böse durch seine runde Nickelbrille an.
    
    Ich kam erst wieder zu mir, als die erste Zeugin aufgerufen wurde. Das alles kam mir immer noch so skurril, geradezu kafkaesk vor. Zu meinem Erstaunen erschien Melanie, ein junges frühreife Mädchen, das mich um einen Monatsscheck gebracht hatte. Nach meiner Erinnerung lebte sie in Johannesburg.
    
    Sie berichtete mit sichtlich gestelltem naivem Augenaufschlag. "Der Wilhelm ist immer mit steifem Glied um mich herumgestreift. Er hat mich mit seinem Unterleib berührt. Dabei war ich doch nur eine Bedienung. Der hat absichtlich meinen geschlechtlichen Instinkt geweckt und ich musste dann mit ihm ins Bett."
    
    So ein Quatsch, dachte ich dabei. Wie unnatürlich sie redet. Das war doch genau umgekehrt. Sie hatte sich mir angeboten. Für ein paar Rand dürfte ...
    ... ich alles mit ihr machen. Auch ein Dreier mit ihrer Mutter wäre möglich. Diese Göre log doch wie gedruckt.
    
    Ich wollte gerade aufspringen und empört dazwischenrufen. Aber es ging nicht. Ich schaffte es nicht, mich vom Stuhl zu erheben. Kein Laut verließ meine Lippen. Schon erschien die nächste Zeugin.
    
    Es trat ein Schulmädchen auf. Sie behauptete, ich hätte ihr am Kaffeetisch mein Glied erigiert dargeboten. Das soll in Taipeh gewesen sein. Ich hätte sie dann auch noch gefragt, ob ich an ihrem Slip schnuppern und sie dann mit der Zunge verwöhnen dürfe. Auch das alles gelogen. Ein intimer Kontakt mit all den jungen Frauen fand doch nur in meinem Kopf statt. Das raunte ich meiner Verteidigerin zu. Doch die schaute mich nur verständnislos an und meinte: "Das ist egal. Das wird genauso bestraft."
    
    Ich war vollends verwirrt und begann mich schon zu fragen, welche Strafe mich wohl erwarten wird. Ohne meine Frage abzuwarten, lächelte mich meine Verteidigerin an und sprach: "Wilhelm, das kann hart werden. Richte dich auf fünf Jahre mit Keuschheitgürtel in einem Kellerverließ ein." Daraufhin wollte ich wieder aufspringen und meine Wut und Verzweifelung hinausschreien. Ich wollte rufen: "Das ist doch alles Blödsinn. So etwas gab es früher einmal." Aber es gelang nicht. "Halts Maul", brüllte da der Richter in den Saal. Ich war empört. So spricht man nicht mit einem Angeklagten. Aber er fügte unter Gelächter der Zuhörer hinzu: "Solche Schweine wie Du (er sagte einfach Du) haben alles ...
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