Fluchtverhalten
Datum: 14.10.2022,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Dingo666
... holperte laut und schwer. Was, wenn die Tür jetzt aufging und...
"Seitdem lebe ich wie in einem Käfig. Mein Vater liebt mich, auf seine Weise, und er will es mir an nichts fehlen lassen. Aber er hat auch Angst davor, dass ich weglaufe und ihn verrate. Berechtigte Angst!"
Hier sah sie zu ihm auf und ihr Blick wirkte plötzlich so klar und kalt und zielstrebig, dass er schlucken musste.
"Ich will weg! Ich muss weg!", flüsterte sie eindringlich. "Und ich möchte dich bitten, dass du mir dabei hilfst!"
Automatisch suchte Sascha nach Auswegen. Nach Ausflüchten. Nach Gründen, sich nicht festlegen zu müssen.
"Warum bist du nicht selbst an dem Regenrohr runter geklettert? So schwierig ist doch das nicht?"
Sie lachte wieder auf, in diesem schrecklichen Ton. Wie vergifteter Honig mit Stacheln darin. Dann machte sie sich los, nahm ein Knie hoch und zog elegant ein Hosenbein nach oben. Sie entblößte eine wohlproportionierte Wade, die in eine schmale Fessel und einen Fuß in schwarzem Söckchen überging. Erst auf den zweiten Blick erkannte Sascha an ihrem Knöchel so etwas wie eine dunkle Armbanduhr. Ohne Ziffernblatt. Dafür mit einer roten LED. Das Auge einer winzigen Giftschlange.
"Elektronische Fußfessel!", erklärte Sophie nüchtern. "Er weiß ständig, wo ich bin. Sobald ich das Haus verlasse oder das Ding abschneide, schlägt der Computer Alarm. Dann lässt Bernard alles stehen und liegen und ist in einer halben Stunde hier. Alleine komme ich in der Zeit nicht weit, das ...
... habe ich schon viermal versucht. Er findet mich immer, wenn ich nicht genügend Vorsprung habe. Deshalb brauche ich jemand von außen, der alles vorbereitet. Ich brauche dich!"
Sascha starrte immer noch ihre Wade an, vermied ihren Blick. Er hätte alles darum gegeben, die ganze seltsame Geschichte hier vergessen und unbehelligt in seiner Wohnung zurück zu sein. Wie verlockend ihm sein stinknormales, langweiliges Leben plötzlich vorkam! Aber er wusste auch, dass er es niemals schaffen würde, schlicht "Nein" zu sagen.
"Was schwebt dir vor? Du hast dir doch sicher alles genau zurechtgelegt, oder?", fragte er, um Zeit zu gewinnen.
"Sehr einfach!", spulte sie ihren Plan ab. "Du besorgst mir eine Wohnung, wo ich untertauchen kann und einen Computer. Ich schreibe alles auf, was ich über meinen Vater weiß, und deponiere das in einem Schließfach, oder bei einem Rechtsanwalt oder so. Ich maile das dann an meinen Vater und sage ihm, dass alles an die Presse kommt und zur Polizei geschickt wird, wenn ich mich nicht regelmäßig melde."
"Aha."
"Die Wohnung lässt du am besten von einem Freund oder einem Kollegen mieten. Er wird sicher die ganzen Nachbarn kontrollieren, sobald ich weg bin. Aber sei unbesorgt, er hat ja keine Ahnung von deiner Existenz."
Endlich senkte sie das Bein. Schwarzer Stoff verhüllte die glatte Haut.
"Also? Was meinst du? Wirst du mir helfen?" Sie stemmte die Arme in die Hüften und sah Sascha abwartend an, den Kopf schräg gelegt.
"Klar helfe ich ...