1. Die Personenschützerin


    Datum: 04.11.2022, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Bestellungen aufzunehmen und sie sich vor ihm offenbar keine Blöße geben will, bestellt sie eine Hauptspeise. Ich nehme zwei Vorspeisen. Außerdem bestelle ich eine Flasche Rotwein.
    
    "Du trinkst eine Flasche Rotwein allein?", will sie wissen.
    
    "Du kannst mir helfen, wenn du willst", biete ich an.
    
    "Ich trinke keinen Alkohol", stellt Joy klar.
    
    "Aus Prinzip?"
    
    "Nein, ich bin im Dienst."
    
    "Genau genommen, sitzen wir beim Abendessen."
    
    "Ich trage die Verantwortung für deine Sicherheit."
    
    "Mir kann doch nichts passieren. Hier kennen mich die Leute nicht. Wen interessiert es in Brüssel, wer der italienische Außenminister ist."
    
    "Es könnte jemand aus Italien eingereist sein", wirft sie ein.
    
    "Wegen mir?"
    
    "Warum nicht wegen dir?"
    
    "Weil ich nicht so wichtig bin. Wer sollte mir schon etwas antun wollen?"
    
    "Ich habe keine Ahnung. Eine eifersüchtige Ehefrau?", Joy schmunzelt.
    
    "Es gibt keine Ehefrau und eifersüchtige schon gar nicht."
    
    "Eine Freundin?"
    
    "Auch keine!"
    
    "Ein Mann, mit dessen Frau du ein Verhältnis hast?"
    
    "Auch so etwas gibt es nicht."
    
    "Dann gebe ich mich geschlagen."
    
    Der Kellner kommt mit dem bestellten Mineralwasser und dem Rotwein. Er schenkt zunächst das Wasser ein und öffnet anschließend die Flasche.
    
    "Wer probiert?", erkundigt er sich.
    
    "Er!", stellt Joy sofort klar. Sie deutet dabei auf mich.
    
    Als auch das erledigt ist, schenkt der Kellner zunächst ihr Glas ein und dann meines. Ich bin ein wenig überrascht, dass ...
    ... sie nicht ablehnt. Egal! Ich erhebe das Glas.
    
    "Prost!", wünsche ich.
    
    "Prost!", antwortet auch sie.
    
    Wir nehmen einen Schluck und ich muss sagen, der Wein schmeckt wirklich köstlich.
    
    "Erzähl ein wenig von dir", fordere ich Joy auf.
    
    "Was soll ich denn erzählen?"
    
    "Wo bist du aufgewachsen?"
    
    "In einem kleinen Dort in der Nähe von Neapel", antwortet sie.
    
    "Wie war deine Kindheit?"
    
    "Beschissen!", antwortet sie nach einigem Zögern.
    
    "Willst du darüber sprechen?", frage ich vorsichtig.
    
    "Lieber nicht, ich will dir den Abend nicht versauen", wirft sie ein.
    
    "Manchmal tut es gut, darüber zu reden."
    
    "Kann schon sein."
    
    "Bist du der Typ, der alles in sich hineinfrisst?"
    
    Joy schaut mich nachdenklich an. Ich habe zum ersten Mal den Eindruck, dass ihr Blick nicht mehr die sonst übliche Härte und Entschlossenheit ausstrahlt. Etwas Weiches kommt durch. Ich habe das Empfinden, dass mir zum ersten Mal nicht die Personenschützerin, sondern die Frau in ihr gegenübersitzt.
    
    "Ich fürchte ja."
    
    "Hast du überhaupt schon einmal einen Menschen an dich herangelassen?"
    
    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass auf der Seele dieser Frau eine schwere Last liegt. Gleichzeitig schätze ich sie als den Typ ein, der alles mit sich allein ausmachen will.
    
    "Du bist Minister und ich arbeite für dich. Ich glaube, es wäre nicht angebracht, dir mein Herz auszuschütten", blockt sie ab.
    
    "Ich bin im Augenblick ein ganz normaler Mann, der eine hübsche und sehr ...
«12...121314...31»