1. Die Personenschützerin


    Datum: 04.11.2022, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... entwickelte sich zu einem Teufelskreis. Je mehr Geld da war, umso mehr hat er gesoffen und das Geld hat wieder nicht gereicht. Eines Tages ist er auf die Idee gekommen, ich sollte als Prostituierte arbeiten. Dann würde ich hoffentlich mehr Geld verdienen. Er hatte schon Absprachen mit einem Mann aus unserem Dorf getroffen. Das war eine zwielichtige Gestalt. Er war bekannt dafür, dass er Nutten vermittelt. Du kannst dir vorstellen, dass er kein Freund sanfter Methoden war."
    
    "Wie hast du es geschafft, den Klauen dieses Mannes zu entkommen?", frage ich voller Mitleid.
    
    Joy schaut mir direkt in die Augen. Sie rückt näher an mich heran. Ich habe den Eindruck, als könnte ich durch ihre wunderschönen grünen Augen direkt in ihre verletzte Seele blicken.
    
    "Ich bin abgehauen. Das Abitur hatte ich inzwischen in der Tasche. Durch reinen Zufall hatte ich wenige Tage zuvor in der Zeitung eine Annonce gelesen, dass die Polizei neues Personal sucht. Für mich klang das, wie die Lösung all meiner Probleme. Ich bin direkt dorthin und wurde auch gleich genommen. Dank Frauenquote war es kein Problem. Mir wurde noch am selben Tag ein Zimmer im Wohnheim der Polizeischule zugewiesen. Damit war ich in Sicherheit.
    
    Für meine Mutter jedoch begann von da an die wahre Hölle. Das habe ich erst viel, viel später erfahren. Mein Vater hat ihr die Schuld daran gegeben, dass ich entkommen bin. Sie hätte besser auf mich aufpassen müssen, hat er ihr vorgeworfen. Mit meinem Verschwinden entging ihm ...
    ... nicht nur das zusätzliche Einkommen, das ich als Prostituierte hätte einbringen können, es fehlte sogar der Teil, den ich bereits zuvor beigesteuert habe. Er wurde zum Tier!"
    
    In ihren grünen Augen spiegelt sich der immense Schmerz wider, der ihre zarte Seele zu erdrücken droht. Ich kann nicht anders, ich ziehe sie in eine Umarmung und halte ihren Kopf gegen meine Brust. Es ist eine Reaktion von mir, die ich ohne zu überlegen mache. Mir wird erst zu spät bewusst, dass sie diese Geste auch falsch interpretieren könnte. Einen Moment fürchte ich, sie könnte sich wehren und ich hätte damit den Moment zerstört. Stattdessen spüre ich plötzlich, wie sich Feuchtigkeit auf meiner Brust breit macht. Joy weint leise in sich hinein.
    
    "Lass den Schmerz heraus. Es ist höchste Zeit!"
    
    "Du hast keine Ahnung, welche Vorwürfe ich mir mache", versichert sie. "Ich wollte doch nur die ganze Scheiße hinter mir lassen und habe mich nicht gemeldet. Ich dummes Ding habe meine Mutter mit dieser Bestie alleine gelassen. Einige Wochen später erhielt ich einen Anruf. Sie hatte sich aus Verzweiflung in eine Schlucht gestürzt. Sie hat es einfach nicht mehr ertragen."
    
    "Das ist aber nicht deine Schuld!", betone ich.
    
    "Wäre ich doch schon früher nach Hause gegangen, hätte ich mich doch um meine Mutter gekümmert und sie nicht einfach zurückgelassen!", klagt sie. "Dann würde sie heute noch leben."
    
    "Das stimmt nicht! Das weißt du genau. Du hättest gegen deinen Vater nichts ausrichten können. Auch, wenn ...
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