1. Die Personenschützerin


    Datum: 04.11.2022, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... du früher nach Hause gefahren wärst, du hättest deinen Vater nicht davon abhalten können."
    
    "Ich hätte ihn schon früher anzeigen sollen!"
    
    "Du warst ein junges Mädchen und dazu noch seine Tochter. Es ist nicht die Aufgabe der Kinder, auf die Eltern zu schauen."
    
    Sie hebt den Kopf und schaut mir in die Augen. Die Tränen rinnen über ihre Wagen, sie schluchzt immer wieder auf.
    
    "Du bist der erste Mensch, dem ich meine Geschichte erzähle", sagt sie. Joy scheint von sich selbst überrascht zu sein. "Du hast mich überrumpelt."
    
    "Das wollte ich nicht", versichere ich.
    
    "Deine Ehrlichkeit und der Wein sind daran schuld."
    
    "Ich wollte dich nicht abfüllen."
    
    "Das weiß ich. Es war auch das erste Mal, das ich Alkohol getrunken habe."
    
    "Du hast Alkohol wegen deinem Vater gemieden?"
    
    "Vermutlich schon, aber das konntest du nicht wissen", antwortet sie. "Doch mehr als der Alkohol hat deine Offenheit meine Zunge gelockert. Ich fand es beeindruckend, wie offen du mit mir darüber gesprochen hast, dass du dich manchmal einsam fühlst."
    
    "Das war auch bei mir das erste Mal. Wird wohl so sein, dass ich Vertrauen zu dir gefasst habe."
    
    "Du hast mich in deine Seele blicken lassen und mir damit gezeigt, wie es geht", meint sie nachdenklich. "Danke dafür."
    
    Sie legt den Kopf zurück auf meine Brust. Die Tränen sind versiegt. Nachdenklichkeit hat die Trauer und den immensen Schmerz in ihren Augen abgelöst.
    
    "Wo ist dein Vater heute?", frage ich vorsichtig nach.
    
    "Auf der ...
    ... Beerdigung, die ich mit meinem ersten Sold bezahlen musste, war er komplett betrunken. Sogar dort hat er meine Mutter beschimpft. Nun sei ich an der Reihe, für ihn zu sorgen, hat er gebrüllt. Erneut sollte ich als Nutte arbeiten, hat er verlangt. Er hatte keine zu diesem Zeitpunkt Ahnung, dass ich bei der Polizei bin. Das habe ich ihm nicht erzählt.
    
    Ich habe mich mit meinen Vorgesetzten abgesprochen und schließlich auf das Spiel eingelassen, das sie mir vorgeschlagen haben. Ich bin zum Schein auf seine Forderung eingegangen. Verkabelt habe ich mich von meinem Vater zu diesem Typen bringen lassen, für den ich als Prostituierte hätte arbeiten sollen. Er war ganz begeistert von mir. Das ließ ihn wohl unvorsichtig werden. Das Gespräch wurde direkt in einen Überwachungswagen der Polizei übertragen.
    
    Der Typ hat sich dermaßen sicher gefühlt, dass er in seiner Einweisung, die er mir gegeben hat, so viele Einzelheiten verraten hat, dass er allein schon dafür verurteilt werden konnte. Er hat nicht nur Tarife genannt, sondern auch gesagt, wieviel für ihn abspringen muss. Ich hätte täglich mindestens fünf Männer an mich heranlassen müssen."
    
    "So weit ist es hoffentlich nicht gekommen?", werfe ich besorgt ein.
    
    "Keine Angst. Die Polizei hatte durch dieses Gespräch genug Material gegen ihn in der Hand und hat die Bude gestürmt. Dabei kamen auch noch Waffen und größere Mengen Bargeld sowie Drogen ans Licht. Mein Vater wurde wegen Beihilfe verknackt. Zudem habe ich ihn wegen der ...
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