Dinner für Zwei
Datum: 11.06.2019,
Kategorien:
CMNF
Autor: correct
... “Meine Freunde aus Bochum haben mir versprochen, hier sei das Essen von allererster Qualität. Aber jetzt schauen Sie sich einmal diesen Salat an: Er ist welk. Am Loup de mère war zu wenig Salbei, und die Broccoli sind zerkocht. Nennen Sie das Spitzenküche?”
Herbert musterte die Speisen auf dem Teller, konnte aber keinen Mangel entdecken. Er hatte die Sauce zum Fisch persönlich abgeschmeckt und wußte, daß sie gelungen war. Die Salatblätter waren knackig-frisch, und auch die Beilage hatte die Küche in fehlerfreiem Zustand verlassen. Dennoch bot er seinem Gast an, eine neue Portion zu bereiten.
Die Frau jedoch redete sich immer mehr in Rage: “Was Sie hier für teures Geld anbieten, kann ich ohne Probleme selbst zubereiten - in weit besserer Qualität.” Der Koch fühlte sich in seiner Berufsehre getroffen und widersprach heftig. Erst als er den sorgenvollen Blick seines Oberkellners bemerkte, wurde Herbert bewußt, daß ihr Disput im ganzen Restaurant aufmerksam verfolgt wurde.
Sofort senkte er seine Stimme. Doch er mochte die Vorwürfe nicht ungeklärt lassen, deshalb machte er seinem Gegenüber - einem spontanen Einfall folgend - den Vorschlag: “Vielleicht sind Sie in der Küche wirklich so gut, wie sie behaupten. Dann sollten Sie es mir beweisen. Ich fordere Sie zu einem Wettkochen auf.” Sekundenlang schwieg die Frau; dann erklärte sie sich einverstanden. Man verabredete sich für den kommenden Montag - dem Ruhetag seines Restaurants und besprach noch - in wesentlich ...
... versöhnlicherem Ton - das geplante Menü.
Die beiden kamen überein, abwechselnd die einzelnen Gänge zu gestalten und sie jeweils gemeinsam zu verzehren. Jeder würde seine Zutaten selbst besorgen, gekocht würde in der Restaurantküche. Gespannt auf den Ausgang dieses ungewöhnlichen Wettstreites bestand Herbert darauf, daß die Speisen des heutigen Abends von ihm übernommen würden. Siegessicher verließ die Frau den Gastraum.
Als der Montag gekommen war, kaufte Herbert wieder ein - diesmal nur kleine Mengen. Noch genauer als sonst prüfte er das Angebot. Wieder zu Hause, begann er mit den Vorbereitungen.
Als die Kirchenglocken den Abend einläuteten, klingelte es, und seine Rivalin stand mit einem großen Korb vor der Tür. Herbert geleitete sie nach einer kurzen, förmlichen Begrüßung in die Küche. “Sind Sie mit einem Kir als Aperitif einverstanden?”, fragte er noch in der Tür, und nach ihrer Zustimmung holte er zwei Gläser, bedeckte den Boden mit Crème de Cassis de Dijon und füllte mit einem optimal temperierten Bordeaux sec auf.
Die Frau kostete und bemerkte: “Eigentlich hatte ich einen Burgunderwein erwartet, doch diese Mischung ist optimal.”
Dann gebot sie ihm, den Raum zu verlassen: “Zum Kochen kann ich keine Gesellschaft ertragen. Warten Sie, bis ich das Hors-d’oeuvre serviere.”
Herbert war nicht wohl dabei, der Fremden sein Reich kampflos anzuvertrauen, doch er fügte sich. Nach einer guten Viertelstunde öffnete sich die Tür zur Küche, und die Frau servierte: “Salade de ...