1. Dinner für Zwei


    Datum: 11.06.2019, Kategorien: CMNF Autor: correct

    ... haricots verts, Sie werden sehen, ich bin nicht zu übertreffen.” Schweigend nahmen sie gegenüber Platz und aßen. Der Koch mußte zugeben, die Zubereitung war perfekt: Grüne Bohnen, Tomaten und Champignons harmonierten aufs Beste mit dem Dressing aus Walnußöl, Rotweinessig und Schalotten. Obenauf war die Kreation von feingeschnittenen Trüffelscheiben gekrönt. Doch Herbert verkniff sich noch das fällige Lob.
    
    Nun war er an der Reihe. In seinem Reich legte er eine Karpfenmilch in eine Pfanne und übergoß sie mit einem Sud aus Weißwein, Wasser, Zitronensaft, gab ein wenig Salz und Pfeffer hinzu und pochierte das ganze. Vorsichtig nahm er danach die Milch heraus und tupfte sie mit Küchenpapier ab. Er legte das ganze auf vorbereitete Toastscheiben und überzog es mit einer Senfsauce, die er mit dem eingekochten Sud bereitete. Triumphierend servierte er seine Schöpfung: “Laitance de carpe sur toast sauce moutarde. So etwas haben Sie noch nie gegessen.”
    
    Seine Wettbewerberin kostete und lächelte anerkennend: “Kein schlechter Anfang. Aber warten Sie, was mir noch einfallen wird.” Herbert lächelte zurück; nun war das Eis gebrochen. Sie tauschten die Hauptdetails ihrer Lebensgeschichten aus, während sie die Vorspeise verzehrten. Die Frau war in Wattenscheid zu Hause und hatte dort von ihrem Vater eine einträgliche Boutique eingerichtet bekommen. Das Kochen betrieb sie seit Jahren als Hobby für liebe Freunde.
    
    Inzwischen waren die letzten Bissen vom Teller verschwunden, und Brigitte ...
    ... - inzwischen hatte sie ihm auch ihren Namen verraten - verschwand, um wenig später mit einer Morchelpastete “Antonin Carême” zurückzukehren. Diesmal fiel es Herbert nicht schwer, ein überzeugtes Lob auszusprechen. Nebenbei tauschten sie weitere Einzelheiten ihres bisherigen Lebensweges aus.
    
    Wieder war der Koch an der Reihe. Fast eine Dreiviertelstunde war er beschäftigt, bis er schließlich seine Kalbshaxe mit Frühlingserbsen auftragen konnte. Dazu servierte er einen herrlichen Médoc-Wein. Brigitte schnalzte mit der Zunge, als sie den ersten Bissen des zarten Fleisches gekostet hatte. “Das Fleisch ist absolut köstlich. Ich werde mich anstrengen müssen, wenn ich unseren Wettstreit gewinnen will.” Die folgende Unterhaltung war lockerer als zuvor, die Mienen hellten sich von Minute zu Minute mehr auf. Längst war der Zwist der vergangenen Woche vergessen.
    
    Als Herbert den Tisch abgeräumt hatte, verschwand er kurz in der Küche, um mit dem Käsewagen zurückzukehren. “Hier gibt es nichts zu verfeinern, daher werden wir diesen Gang nicht in die Wertung einbeziehen.” Die Frau nickte, und beide probierten von der erlesenen Auswahl, die der Koch vorbereitet hatte. Danach waren sie ebenfalls einer Meinung, daß eine Pause der Menüfolge guttun würde. Herbert bot an, ihr seinen Besitz zu zeigen, und so schlenderten sie durch alle Räume des Hauses. Überall stellte Brigitte Fragen, die Herbert bereitwillig beantwortete.
    
    Als sie den Gastraum wieder erreichten, kamen sie wieder auf den ...