1. Dr. Jekyll und Heidi Teil 05


    Datum: 18.09.2023, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byRomeoReloaded

    ... eine Schwanzallergie. Als würden dir Zunge und Hals anschwellen, bis dir die Luft wegbleibt, wenn dein Mund auch nur damit in Berührung kommt."
    
    „Ist es denn so wichtig?"
    
    „Zu Zeiten von Robert Stevenson mussten Freier noch einen erheblichen Aufpreis zahlen, wenn sie den Mund der Hure kosten wollten. Weil es als besonders unanständig galt. Das hat sich aber längst geändert. Heute blasen Teenager, lange bevor sie es richtig miteinander treiben. Es ist eine Zwischenstufe zwischen küssen und ficken, mehr nicht."
    
    „Ich habe auch kein moralisches Problem damit oder so."
    
    „Den Eindruck habe ich auch. Irgendein Problem hast du aber damit. Nur scheinen weder du noch ich in der Lage zu sein, Ursache und Natur deines Problems zu verstehen."
    
    Sie starrte die Wand an, den Unterkiefer vorgeschoben und die Brauen zusammengezogen.
    
    „Heidi", ich versuchte es ganz sanft, „kann es sein, dass da früher mal was war? Etwas, das für die kleine Heidi so schlimm war, dass sie es verdrängt hat?"
    
    Ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber wenigstens blickte sie mich jetzt an.
    
    „Falls dem so ist, wäre es gut für dich, das los zu lassen. Dann ginge es dir besser."
    
    „Können wir die ganze Sache nicht einfach vergessen? Ich muss jetzt zur Vorlesung."
    
    Und weg war sie. Natürlich, Dr. Jekyll hätte es vergessen können. Es war ja nicht so, als hätten wir uns nicht auch ohne dies um den Verstand ficken können. Nur gingen mir die Dinge etwas durcheinander. Dr. Jekyll war hier eigentlich ...
    ... im Auftrag von Mr. Hyde unterwegs. Und als Mr. Hyde wollte ich unbedingt ihre Zunge an meinem Schwanz spüren.
    
    Als ich schon beinahe an ihrer hartnäckigen Ablehnung verzweifeln wollte, begann eines Nachts die Veränderung. Ich wachte auf und hörte Heidi neben mir weinen.
    
    „Was ist los?"
    
    „Ich ... ich habe geträumt ... irgendwas ... sehr unscharf, direkt vor mir ... ich sollte etwas tun, das ich nicht wollte ... es war schrecklich ..."
    
    Sie warf sich in meine Arme und heulte.
    
    Das ging ab dann jede Nacht so. Nie war ihr Traum präzise, nie sah sie mehr als eine unscharfe Wolke vor sich, von der sie wusste, dass etwas darin war. Etwas, das sie nicht wollte und doch berühren sollte ... sie war schwach und unfähig sich zu wehren, sie wollte weg, wollte, dass es vorbei war. Dann wachte sie auf, von unbegreiflichem Horror erfüllt, schlang ihre Arme um mich und weinte ihre Furcht an meiner Schulter aus. Ich streichelte ihre Wangen, wischte die Tränen ab und hielt sie fest in meinen Armen.
    
    So langsam bekam ich eine Vorstellung davon, woher ihr Übermaß an Scham rührte, warum sie sich so schwer tat, Lust als etwas Natürliches zu akzeptieren. Wenn ich geahnt hätte, wie ernst ihre Probleme waren, auf welch furchtbarem Nährboden ihre Dämonen herangewachsen sein mussten, hätte mein Mr. Hyde ihr vielleicht eine wenige dramatische Rolle auf den Leib geschrieben. So jedoch konnte ich mich nur glücklich schätzen, dass sie ihre Erziehung bis hierher überstanden hatte, ohne von ihren ...
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