Feuer und Wasser
Datum: 24.01.2024,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byarne54
... Elvira. Das nahm er an, als er sah wie sich ihre Lippen lautlos bewegten und sich dann verächtlich verzogen.
Wieder mal in ein Fettnäpfchen gehüpft und bis zu den Achselhöhlen darin versunken, dachte er bei sich, um sich gleich darauf zu fragen, was zum Teufel das eigentlich Elvira anging, wem er zulächelte. Und warum machte er sich darum Gedanken?
Weil ihm Elvira ganz und gar nicht egal war!
Diese erschütternde Erkenntnis lies ihn innehalten, als er gerade einen Schluck von seinem Kaffee nehmen wollte.
Was zum Teufel sollte denn das?
Die Frau, die ihm nichts als Verachtung und Abneigung entgegen brachte, diese Frau sollte in ihm freundschaftliche Gefühle oder vielleicht sogar mehr auslösen?
Fassungslos lehnte sich Jürgen auf seiner Bank zurück und ging in sich. Warum um alles in der Welt sollte Elvira in ihm irgendwelche positiven Gedanken hervorrufen?
Er kam zu keinem Ergebnis.
Frustriert stand er auf, gab seine halbvolle Tasse Kaffee und sein Wasser am Tresen bei Carina ab und verlies das Café.
Ihm entging dadurch, dass Carina ihm gedankenvoll nachschaute. Dieser große schlanke Mann gefiel ihr. Was ihr nicht gefiel war, dass er so offensichtlich mit der Juniorchefin von der Gärtnerei geflirtet hatte. Nein, das gefiel ihr gar nicht und noch weniger gefiel ihr die Art und Weise, wie er dieser arroganten Elvira hinterher geglotzt hatte.
Jürgen, so glaubte sie seinen Namen verstanden zu haben, saß auf dem Platz, auf dem früher immer Arne gesessen ...
... hatte. Beide schienen sie irgendetwas zu schreiben, denn Jürgen tippte genau so vehement auf seinem Laptop herum, wie es Arne bis zu seiner Hochzeit auch immer getan hatte. Jetzt hatte der seine eigene Eisdiele, Frau und Kinder und kaum noch Zeit, um mal mit ihr in Ruhe einen Kaffee zu trinken.
Obwohl Jürgen groß und drahtig war hatte er ganz schön viel Muskeln, wie Carina festgestellt hatte, als er heute in Jeans und Muskelshirt zum Schreiben kam. Wie gerne würde sie mal von diesen starken Armen gehalten werden. Aber so wie es schien war er nur auf Urlaub hier, das hieß, dass er bald wieder weg war. Schade!
Jürgen hätte gestaunt, wenn er geahnt hätte, was in so manchen Köpfen einiger Dorfgrazien bei seinem Anblick vorgegangen war. Er hatte mit einem Problem zu kämpfen, das immer häufiger durch seinen Kopf geisterte.
Elvira, die Rätselhafte, die ständig schlecht Gelaunte, die ihn anscheinend aus irgend einem Grund nicht ausstehen konnte. Er verstand zwar nicht warum, aber er nahm es zur Kenntnis, obwohl es ihm gar nicht gefiel.
*
Den Rest der Woche, die er noch im Dorf war, nutzte er zum Schreiben und ihm schien, als sei seine Kreativität angewachsen.
Zudem hatte er immer den gleichen Tagesablauf. Vor dem Frühstück mindestens eine Stunde laufen und dann auf dem Mäuerchen sitzen und abwarten. Und er wurde nicht enttäuscht. Pünktlich kurz vor Sieben kam Elvira an ihm vorbei gebraust und würdigte ihn scheinbar mit keinem Blick. Jürgen war zufrieden. Sie würde ...