Feuer und Wasser
Datum: 24.01.2024,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byarne54
... hatte kein Wort verstanden. Nur am Klang der Stimme erkannte er, dass es nicht gerade Nettigkeiten waren, die ihm hier um die Ohren geschlagen wurden.
Ein Mund mit schmalen verkniffenen Lippen gab ihm auch keinen Grund zum Optimismus.
Aber diese Augen. Diese Augen, so groß und dunkelbraun, die sicher nicht nur zornig, sondern auch liebevoll schauen konnten, diese Augen zogen ihn an und ließen ihn nicht mehr los.
Und Jürgen sah nur noch sie.
Die Frau, ein ganzes Stück kleiner als er, schaute böse zu ihm auf, als Arne von hinten rief " keine Aufregung Vira, das kann schon mal passieren" und hinzufügte, "er ist neu hier und weiß noch nicht, wer hier Vorfahrt hat."
Die als `Vira´ Angesprochene schaute zu Arne hin.
"Noch so eine dumme Bemerkung, Arne und ich esse mein Eis woanders."
"Ehrlich?", bekam sie als Antwort. "Mir wäre es zu umständlich, 12 Kilometer wegen einer Kugel Vanille zu fahren."
"Vira" schnaubte verächtlich durch die Nase und ging dann zu Melanie, um zu zeigen, wem ihre Sympathie galt. Arne grinste, er schien diese Dame schon etwas näher zu kennen.
Jürgen war baff, als er mitbekam, wie Arne mit dieser Frau redete. Also er hätte sich das niemals getraut.
*
Er bestellte sich noch einen großen Kaffee, das gab ihm dann die Zeit, diese Vira genauer in Augenschein zu nehmen.
Also rein äußerlich war in der Tat nichts an ihr auszusetzen. Das mochte jetzt etwas nach Macho klingen, aber das war Jürgen nun wirklich nicht. Er sah das ...
... alles ganz pragmatisch aus der Sicht eines neutralen Betrachters. „Vira" war ungefähr 1,60 m groß (klein?), relativ schlank und hatte eine passable Figur. Wie sie sich so mit Melanie unterhielt, zeigte sich ganz offen, dass sie ein nur schwer zu zügelndes Temperament hatte. Sie redete mit Händen und Füßen und je nach dem, von was sie sprach (das bekam er auf die Entfernung nicht mit), verzog sie ihr Gesicht zu Grimassen, die eine Bandbreite von lustig bis bedrohlich hatten.
Aber es waren in der Tat ihre Augen, die ihn faszinierten.
Jürgen nahm sich einen Zettel und einen Stift aus der Tasche, so etwas hatte er für schnelle Notizen immer dabei, und schrieb sich einige Dinge auf, die ihm an Vira auffielen und wie er meinte, sie charakterisierten. Vielleicht konnte er ihr Grimassieren und die Gestik in seine Serie einfügen, so dass seine weiblichen Nebendarsteller eine größere Bandbreite bekommen würden. Wenn er daran dachte, wie sie waren, so ähnelte eine der anderen ohne große Abweichungen. So eine wie diese Vira war bisher noch nicht dabei.
Immer wieder schaute er zu ihr hinüber, machte sich Notizen zu Kleinigkeiten, die er bemerkte und bekam allmählich ein ungefähres Bild von ihr. Ein ganz ungefähres.
*
„Was gaffen Sie mich denn so unverschämt an?" dröhnte es mit dem Schalldruck einer startenden F-16 nahe bei seinem Ohr und Jürgen blickte erschrocken auf. Er war so in seine Aufzeichnungen vertieft gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass diese „Vira" zu ihm ...