1. Feuer und Wasser


    Datum: 24.01.2024, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byarne54

    ... ganz direkt fragte, erhielt er „Kein Kommentar" als Antwort.
    
    Aber jetzt hatte er doch Verständnis für das Verhalten von Elvira und beschloß, sie nicht mehr so zu betrachten, dass es ihm von ihr übelgenommen werden konnte.
    
    „Und wenn die nach Verbüßung der Haftstrafe wiederkommen und sich rächen möchten?"
    
    „Dann wird es nicht bei leichten Verletzungen bleiben, wenn sie wieder auf freiem Fuß sind und sich hier blicken lassen", meinte Arne ausdruckslos. „Das haben sie damals sehr nachdrücklich von meinem Neffen Patrick und anderen Freunden von Elvira erklärt bekommen. Du wirst ihn noch kennenlernen und dann wirst du es verstehen."
    
    Den Rest des Tages war Jürgen sehr nachdenklich. Es setzte sich am Nachmittag ins Café des Supermarktes und schrieb weiter an seiner Westernepisode. Als er es am Abend noch einmal durchlas, stutzte er. Das war nicht die Art, in der er sonst über seine „herben Schönheiten" schrieb. Die oberflächliche Rolle, die sie sonst darstellten, hatte sich etwas verändert.
    
    Kopfschüttelnd las er es mehrmals durch, entschloß sich aber nichts zu ändern. Er war einmal gespannt, was der Verlag dazu sagen würde.
    
    Am Spätnachmittag rief er bei den Vermietern an, die ihm empfohlen worden waren und vereinbarte einen Besichtigungstermin der Wohnungen. Er war schon sehr erwartungsfroh.
    
    *
    
    Um 5 Uhr am Morgen wachte er auf und fühlte sich ausgeruht. Er hatte gut geschlafen, was er auch auf die gute Luft zurückführte. Hatte er in der Stadt am Fluß gewohnt, ...
    ... so war er jetzt auf fast 900 m Höhe gelandet. Weniger Luftfeuchtigkeit und ein wenig kühler als in F. tat seinen Atemwegen gut.
    
    So zog er sich an und beschloß, noch vor dem Frühstück einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Wie fast immer bei seinen morgentlichen Wanderungen dachte er an seine Geschichten, fügte in Gedanken etwas hinzu, strich scheinbar Überflüssiges und formulierte einige Passagen um.
    
    Dabei dachte er zu seiner Überraschung auch an Elvira. Konnte er sie in eine seiner Episoden einbauen? Dann musste es aber so geschehen, dass niemand, nicht einmal Arne sie erkennen konnte. Das würde ein Problem werden.
    
    Er setzte sich auf eine kleine Mauer am Straßenrand in Ermangelung einer Bank und dachte angestrengt nach. Die Sonne war aufgegangen und sorgte für ein Farbenspektakel. Von anfangs feuerrot über orange bis hin zu grellgelb reichte die Palette.
    
    Ein Auto nach dem anderen fuhr an ihm vorbei. Berufsverkehr mit Lkw und Bussen rauschte ins Dorf hinein und andere verließen es, um an ihre Arbeitsstellen zu gelangen. Aufmerksam beobachtete er den Verkehr, vielleicht konnte er ja jemand von den wenigen erkennen, die er bisher getroffen hatte.
    
    Sehr viele Frauen von jung bis älter fuhren in Richtung Tal. Eigentlich verständlich, da es für sie hier oben kaum Arbeitsplätze gab.
    
    Auf einmal richtete er sich ruckartig auf. Ihm war als wäre jemand vorbei gefahren, den er wiedererkannte. Ein silberfarbener, älterer Suzuki SX4 schoß an ihm vorbei und er glaubte, ...
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