1. Karibik (2)


    Datum: 03.08.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    Splitternackt (4)
    
    Wie die „Swallow“ wieder flott gemacht wurde.
    
    Da sitzen wir also plötzlich in einem Boot. In der Karibik.
    
    Der Mike aus Rostock und die nackte Desiree aus München.
    
    Und beide sitzen wir außerdem auch noch fest.
    
    Die kleine weiße Yacht heißt „Swallow“, (Schwalbe), liegt ganz alleine in einer kleinen runden Bucht im Viertel der Einheimischen von Paradise Island auf den Bahamas und sieht sehr schmutzig und heruntergekommen aus. Der Mike auch.
    
    Er erzählte mir etwas später seine Story, die ich aber hier einmal zeitlich vorziehen muss, um das Folgende verständlich zu machen. Mike hatte im Jahr 1987 eine ziemlich beachtliche Erbschaft gemacht. Rund 200.000 DM. Das Problem aber war: Er lebte damals in der DDR und seine verstorbene Verwandte hatte in Kassel gelebt, in der Bundesrepublik. Wie also an die Erbschaft herankommen? Man hatte ihm zwar angeboten, über einen DDR-Rechtsanwalt als Beauftragten die Summe einzuholen und im Verhältnis 1:1 in Ostmark umzutauschen. Dann wären etwa noch so 50% Gebühren für den Anwalt und dann noch 85% Steuern fällig gewesen, so dass dem Mike in etwa noch 15.000 Mark Ost übrig geblieben wären. Auch eine schöne Summe. Aber damit war er natürlich gar nicht einverstanden. Also hatte er sich in Warnemünde mit Hilfe eines Verwandten an Bord eines Fischkutters geschmuggelt und war dann in der Nacht mit Hilfe einer Luftmatratze nach Schweden abgehauen. Dabei wäre er fast noch ertrunken, aber er hatte es geschafft. Das Geld ...
    ... hatte er dann verwendet, um die „Swallow“ zu kaufen und auszurüsten. Er wollte schon immer mal eine Weltreise über die Meere machen. Das ging auch ganz gut, bis er hier in Paradise Island anlegte. Schon der Name war verlockend! Aber er hatte leider einen kleinen Fehler gemacht: Das mit dem Paradies hat er wohl zu wörtlich genommen und hier einer kleinen Mulattin ein Kind gemacht. Sie ist jetzt im 3. Monat schwanger. Für ihre Familie bedeutet das aber glasklar, dass Mike jetzt mit ihr verheiratet ist, ganz automatisch. Und da hier immer die Frauen das Erbrecht haben, weil die Männer ja auch mal schnell beim Fischen draußen bleiben könnten oder den ganzen Besitz versaufen würden, gehörte damit seine Yacht auch automatisch der „Braut“ und ihrer Familie. Die Familie besteht jetzt darauf, seine Yacht zum Fischkutter umzubauen.
    
    So ist die Lage. Der Mike sitzt hier fest. Und ich mit ihm.
    
    „Warum kannst du nicht einfach den Motor starten und davon fahren? Wer sollte dich denn daran hindern können?“
    
    „So einfach ist das leider nicht. Ich habe keinen Dieseltreibstoff an Bord und kann deshalb den Motor nicht nutzen. Damit würde es in der Nacht schon gehen. Zum Segeln bräuchte ich aber eine Crew, mindestens noch einen Mann. Mein letzter Mate und Begleiter ist aber schon vor 3 Monaten weggegangen. Siehst du die enge Bucht hier? Wenn Wind aufkommt, dann drückt er fast immer in die Bucht hinein, also müsste ich gegen den Wind kreuzen, um heraus zu kommen. Das geht aber nicht, ohne einen ...
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