1. Wie ein Tanz


    Datum: 01.07.2024, Kategorien: Erstes Mal Autor: byshycasanova

    ... das nicht ganz richtig war, will ich sie hier so nennen.
    
    Nada war mir gleich am ersten Tag aufgefallen. Sie war eine Gaststudentin aus Wien mit ungarischen Wurzeln und das schönste Mädchen, das ich mit meinen neunzehn und nicht sonderlich weltgewandten Jahren je gesehen hatte. Sie trug eine breitrandige Brille mit rechteckigen Gläsern, wie sie gerade modern waren. Das verlieh ihr einen intellektuellen Zug, der aufreizend mit ihren hüftlangen, glatten schwarzen Haaren, den hohen Wangenknochen, dem blühenden Mund und den unfaßbar grünen Augen kontrastierte. Als wisse sie ganz genau, was ich dachte, legte sie den Kopf schief und erwiderte noch einmal mein zerknirschtes Lächeln, bevor sie sich wieder in die Vorlesung vertiefte. Sunny ertappte mich dabei, wie ich Nada weiterhin ansah und stopfte ihre knisternde Bonbontüte zurück in den Stoffbeutel. „Darf ich wohl um ein bißchen mehr Ruhe bitten", ließ sich nun der Dozent vernehmen und wir senkten rasch die Blicke, doch ich wußte, Nada lächelte erneut. Vielleicht wegen mir...
    
    Leider hatte ich nur dies eine Vorlesung in der Woche mit ihr gemeinsam und ich hatte sie auch erst bei zwei Parties gesehen, bei denen ich beide Male zu schüchtern gewesen war sie anzusprechen, obwohl sie mich aus der Ferne gesehen und gegrüßt hatte. Stattdessen hatte ich mit Sunny getanzt und mir ihr Geplapper über die Zusatzkurse angehört, die sie unbedingt noch belegen wollte.
    
    An einem regnerischen Sonntagnachmittag dann, saß ich in meiner kalten ...
    ... Kellerabsteige, brütete für ein Referat über einer Biographie Ovids und hatte plötzlich das Bedürfnis meine Stimmung durch etwas Süßes aufzuhellen, doch alles, was ich in meinen bescheidenen Vorräten fand, war eine Tüte gesalzener Erdnüsse, die nicht dem entsprachen, wonach mich verlangte. Wenn ich geahnt hätte, wohin dieses unbestimmte Verlangen führen würde...
    
    Ich zog also Schal und Regenjacke an und machte mich auf den Weg zur nächsten Tankstelle. Dort wog ich eine Tafel Schokolade in der Hand und überlegte, ob der süße Genuß, den sie zu versprechen schien, den gesalzenen Preis rechtfertigte, als mir jemand auf die Schulter klopfte.
    
    „Na, auch zu faul zum Einkaufen gewesen?"
    
    Ich drehte mich um und erblickte Nada, die ein Päckchen Milch und eine Tüte Chips in der Hand balancierte. Das sensationell lange Haar hatte sie zu einem windschiefen Vogelnest hoch auf ihrem Kopf zusammengesteckt und ich bemerkte wie die Regentropfen darin glitzerten. Etwas verspätet wedelte ich mit der Schokoladentafel und grinste, wie um meinen sonntäglichen Appetit auf Süßes zu entschuldigen. Nada raschelte lachend mit der Chipstüte und wir gingen zur Kasse. „Immer noch erkältet?" fragte sie, während ich meine Schokolade bezahlte. Ich nickte und Nada verschwand noch einmal hinten im Laden, um mit einer Dose Hühnersuppe wiederzukommen.
    
    „Du hast doch einen Herd, oder? Dann machen wir dir die gleich warm! "
    
    Ich nickte. Wir...?
    
    Im Nieselregen nahm ich ihr den Milchkarton und die Dose ...
«1234...8»