1. Wie ein Tanz


    Datum: 01.07.2024, Kategorien: Erstes Mal Autor: byshycasanova

    ... ab und drückte sie mir vor den Bauch, als wir uns auf den Weg zurück machten. Zurück zu meinem Zimmer, wie ich bemerkte, denn tatsächlich machte Nada ganz den Eindruck, als wolle sie mir die Suppe persönlich warm machen und so geschah es dann auch.
    
    Während ich mehr oder weniger diskret ungewaschene Wäsche und benutzte Taschentücher verschwinden ließ, erwärmte sie die Hühnersuppe auf dem zweiflammigen Herd, der im Waschkeller meiner Vermieterin auf einem wackeligen Klapptisch stand.
    
    „Meinst du, du findest zwischen deinen benutzten Socken vielleicht eine Kerze?"
    
    Errötend bejahte ich und war so blöd zu fragen, wofür sie die brauchte.
    
    „Ich dachte das wäre romantischer..."
    
    „Oh...", machte ich. „Ja..."
    
    „Vielleicht bietest du mir auch noch etwas zu trinken an."
    
    „Ähm, ja natürlich. Was möchtest du denn?"
    
    „Dom Perignon wäre schön", sagte sie toternst. Als sie mein Gesicht sah, fügte sie dann aber rasch hinzu: „Ich würde aber auch einen Tee nehmen."
    
    Nun lachten wir beide und es war das erste Mal, daß ich dachte, wie schön es wäre, dieses Mädchen immer so lachen sehen zu dürfen, selbst wenn sie über mich lachte, solange ich es nur sehen durfte...
    
    Wir stellten den Schreibtisch an mein Bett, auf dem ich Platz nahm, während sie sich mir gegenüber auf den einzigen Stuhl setzte, den ich besaß und dann aßen wir im Schein einer einzelnen Kerze die Dosenhühnersuppe, Chips und Schokolade und unterhielten uns über die vielen Bücher, die sich in meinem Regal ...
    ... türmten, Musik, die wir mochten, Filme, die wir gesehen hatten und Reisen, die wir noch machen wollten. Noch heute, wenn meine Frau den Kindern eine Hühnersuppe warm macht, erinnert mich der Duft an diesen Abend der so leicht verlief, so unbeschwert und so voll von Möglichkeiten, an die wir gar nicht dachten.
    
    „Was fasziniert dich an Ovid?" fragte sie mit einem Blick auf das Buch, den sie beiseite gelegt hatte, als wir den Tisch umstellten.
    
    „Seine Zeit liegt ziemlich genau 2000 Jahre zurück und dennoch beschreibt er die Liebe, wie wir sie auch heute empfinden."
    
    Gerunzelte Brauen. „Und das wäre wie?"
    
    „Leidenschaftlich und verzweifelt, voller Schmerz und Genuß. Der Ausdruck `ich kann nicht mit ihr und ich kann nicht ohne sie´ stammt zum Beispiel von ihm."
    
    Sie sah mich an. Grüne Augen schimmerten hinter der in ihrer Brille reflektierten Kerzenflamme. „Ich dachte immer, die alten Römer hätten ihre Ehefrauen ins Haus gesperrt und lieber mit Huren Orgien gefeiert."
    
    „Haben sie, aber das war dann doch der Zeit geschuldet, in der sie lebten. Ich glaube Ovid hat dagegen rebelliert. Für ihn galten die Gefühle alles in einer Welt, die Kontrolle erwartete."
    
    „Und du?" fragte Nada. „Bist du auch ein Dichter?"
    
    „Wenn ich dich ansehe", hörte ich mich sagen, „möchte ich einer sein." Ihre Augen wurden groß hinter den Brillengläsern, in denen sich die Kerzenflamme spiegelte, dann beugte Nada sich über das schmale Tischchen und küßte mich. Ihre Lippen waren ein Traum, in dem man ...
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