1. Ex Libris 01 oder 'Dieser Papagei ist tot'


    Datum: 26.07.2024, Kategorien: Sonstige, Autor: Iron_Duke

    ... Kopf.
    
    Interessanterweise hatte Angelika als Kontrastprogramm endlos lange Modelbeine und zarte, langgliedrige Hände. Um die Beschreibung abzuschließen: verschwitztes, vor Anstrengung gerötetes Bulldoggengesicht mit einem Paar strahlend blauer Augen und schweißlockige, schulterlange, braune Haare.
    
    Inzwischen hatte Dr. Winter eine Menge über das Katalogisieren von Büchern, den Nutzen von Schulbibliotheken, über Schutzfolien, Buchreparaturen, Bücherspenden und solche Dinge erzählt, wovon ich allerdings nicht wirklich etwas mitbekommen hatte, weil ich mich ja im Wesentlichen aufs Atmen hatte konzentrieren müssen. Jeder, der jemals in einem überfüllten Beförderungsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs am Feierabend neben einem körperlich schwer arbeitenden Mitbürger mit Vorliebe für deftige Knoblauchgerichte gestanden hat, weiß, was ich meine. Schließlich zeigte Dr. Winter uns die renovierten Räume der Schulbibliothek.
    
    Man hatte vier große Klassenräume miteinander verbunden. Im ersten hatte man die Klassentür zum Flur gelassen und mit ein paar Schultischen eine Buchausgabe geschaffen. Dabei standen noch ein paar Stühle und kleine Arbeitstische, zwei riesige Karteischränke und jede Menge Bücherregale. Die nächsten beiden Räume waren komplett mit Bücherregalen zugestellt. In den Regalen verloren sich die schon sortierten Bücher unserer bisherigen Bücherei. Der letzte Raum war durch eine Türe von der Bibliothek abgetrennt und, bis auf zwei kleine Arbeitstische, ...
    ... komplett voll mit Bücherkartons.
    
    »So, meine Damen - und meine Herren. Ich denke, jetzt wissen Sie alles Wesentliche und haben einen Eindruck davon bekommen, wie viel Arbeit hier auf uns wartet. Und nur für den Fall, dass sie unser Lager- und Arbeitsraum nicht beeindruckt haben sollte - wir haben noch zwei Kellerräume voll mit Bücherkartons. Ohne Ihre Hilfe geht es einfach nicht.«
    
    Kurze Zeit später hatte Dr. Winter sechs freiwillige Aushilfsbibliothekare. Neben mir noch Thorsten, Sascha, Beate, Ingeborg und Angelika. Bis zum Abi waren es noch ein paar Monate hin und so gingen wir ans Werk.
    
    Schon bald zeigte sich, dass aufgrund der Enge des Arbeitsraumes maximal zwei von uns zur gleichen Zeit in der Bibliothek arbeiten konnten. Während der normalen Unterrichtszeiten kamen häufig andere 'Aushilfsbibliothekare' dazu und der Ausleihbetrieb in den beiden großen Pausen und eine halbe Stunde nach Schulschluss erzeugte zusätzliche Hektik. Ich habe auch heute noch lieber meine Ruhe. Die Schule selber war bis abends geöffnet, da am Nachmittag immer irgendwelche AGs liefen und danach Volkshochschulkurse. Jeder von uns hatte einen Schlüssel zur Bibliothekstür bekommen, sodass wir nach Belieben kommen und gehen konnten.
    
    Schon nach kurzer Zeit fand ich heraus, dass mir das Ganze ziemlichen Spaß machte - zumal die Hausaufgaben, die mir ohnehin nie besonders schwer gefallen waren, noch viel leichter und schneller fertig wurden. Sie wurden sogar besser, denn wenn man sie in einer ...
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