1. Weeslower Chroniken - Teil V - 2007 - Kapitel 4 - Mila und Julia - Nackte Tage in Weeslow II


    Datum: 07.08.2024, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    Nach dem Gespräch war Mila noch verwirrter als zuvor. Was hatte sie falsch gemacht? Nadine hatte versucht, sich zu erklären, doch alles, was Mila verstanden hatte war, dass Nadine traurig war, enttäuscht - und vor allem eifersüchtig. Aber wie hätte Mila das denn vermeiden können, sie hatte doch nur getan, was Nadine wollte. Oder?
    
    Sie kam herunter zu den anderen in die Küche. Julia bereitete Salat zu. Neben ihr stand eine Frau, die Mila erst auf den zweiten Blick wieder erkannte. Die polnische Nachbarin, die am Mittag im Auto vorbei gefahren war. Brünett, klein, sehr schlank, dabei sehr drahtig, muskulös, etwa Mitte dreißig.
    
    Sie bemerkte Mila, als diese in die Tür trat und kam lächelnd auf sie zu.
    
    „Ich bin Agata. Du musst Mila sein.“ sagte sie akzentfrei.
    
    Auch Agata war vollkommen nackt. Intensiv und durchgehend gebräunt, mit einem perfekten, fein konturierten Six-Pack-Bauch und unten herum komplett blank, wie alle hier.
    
    Sie umarmten einander und gaben sich Wangenküsschen, wobei Mila sich etwas herunter beugen musste.
    
    Agata wies nach draußen. „Das ist Wiktor, mein Mann, bei Michael am Grill.“
    
    Mila schaute auf die Terrasse. “Hallo.“ sagte sie leise.
    
    Wiktor war ein Schrank, zwei Meter groß, kahlköpfig, breitschultrig, Muskel bepackt, an einigen Stellen an Armen und Rücken tätowiert, so gebräunt und perfekt durchtrainiert wie seine Frau. Ein schöner, wenn auch nicht allzu großer Schwanz baumelte friedlich vor ihm herum. Der Riese nickte Mila freundlich ...
    ... zu.
    
    „Michael, darf ich Dich mal kurz sprechen?“
    
    „Klar. Übernimmst Du?“ bat er seinen Freund, wischte sich die Hände an einer Schürze ab, die er dann jedoch sogleich ablegte, und kam zu Mila hinein. Sie führte ihn durch den Flur, hinaus in den Vorgarten, wo sie unter sich waren.
    
    „Was ist mit Nadine los?“
    
    Michael seufzte. „Ich habe es befürchtet. Und sie wohl auch. Sie hat den Besuch mit Dir immer wieder hinaus gezögert. - Sie ist in Dich verliebt.“ Er ließ die Worte einen Augenblick wirken. „Und Dich dann hier sofort mit Julia davoneilen zu sehen, das muss sie sehr geschmerzt haben.“
    
    Mila schaute ihn betroffen an. „Aber das wollte ich nicht.“
    
    Er nahm sie in den Arm. „Dich trifft auch keine Schuld. Ich glaube, Nadine kommt gerade mit ihrer Gesamtsituation nicht ganz klar.“
    
    Am Abend sprachen Mila und Nadine nochmal miteinander. Nadine klärte Mila über ihren zwischenzeitlichen Entschluss auf. Sie wolle ihr Leben in Weeslow nicht erst im nächsten Jahr, sondern schon jetzt auf das Nötigste reduzieren. Und sie werde nicht wie geplant die Nachfolge von Daniela Bodenhain im Eden-Hotel übernehmen, wenn diese in Ruhestand gehe, sondern in Vollzeit in Berlin in der H:S weiterarbeiten, sie habe da schon länger ein entsprechendes Angebot von Reichenbacher. Für die Kinder sei es besser, wenn sie ihren Mittelpunkt allein in Berlin hätten. Michael wird schon darüber hinweg kommen.
    
    „Und ich?“ fragte Mila ängstlich.
    
    „Genau das wollte ich Dich fragen, Mila. Was möchtest ...
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