Weeslower Chroniken - Teil V - 2007 - Kapitel 4 - Mila und Julia - Nackte Tage in Weeslow II
Datum: 07.08.2024,
Kategorien:
Kunst,
Autor: nudin
... Du?“
Es war seit langem das erste Mal, dass sie das von jemandem gefragt wurde. Erst recht von Nadine. Entsprechend überrumpelt war sie. Es machte ihr nicht leichter, dass in diesem Augenblick Julia ins Zimmer kam und sich an sie kuschelte.
„Ich liebe Dich.“ flüsterte Mila in den Hörer. „Und ich liebe Julia.“ ergänzte sie. Julia strahlte sie an. Deren vollen schönen Brüste schienen vor Freude zu vibrieren.
Und in diesem Moment wurde Mila klar, dass sie sich tatsächlich über alles in dieses junge, blonde Mädchen verliebt hatte. Nadine war ihre gute Freundin, ihre Vertraute, ja auch ihre Geliebte. Aber Julia gehörten ihr ganzes Herz und ihr ganzer Leib. Julia war ihre Zukunft.
Und nicht etwa ein Mann. Dieser zweite Gedanke schnürte ihr kurz die Kehle zu. Sie liebte eine Frau, so wie sie noch nie einen Mann geliebt hatte. Vielleicht auch niemals lieben würde. Sie musste fast neunzehn Jahre alt werden, um zu erkennen, wie viel eine Frau ihr bedeuten konnte.
Als Julia sich wieder erhob, um zu den anderen zurückzugehen, ging auch Mila nach draußen, aber nicht zur Terrasse, sondern vorn hinaus, und begab sich auf den Fußweg zum See. Sie musste nachdenken. Liebe ich wirklich Frauen? Anstelle von Männern? Oder beides? Sie war klug genug zu wissen, dass ihre bisherigen Erfahrungen in Sachen Liebe doch sehr übersichtlich waren, und sie das wohl noch gar nicht wissen konnte. Aber Julia hatte in ihr ganz andere Gefühle geweckt als alle anderen vorher, egal ob York und ...
... Jesse oder Nadine, und erst recht als alle anderen Schwärmereien vorher. Das, was diese drei Männer mit ihr gemacht hatten, war wunderbar gewesen. In dieser Hinsicht konnte sie Männer lieben – oder besser: begehren. Und sie als Männer auch bewundern und verehren. Nadine hingegen hatte sie sowohl begehrt als auch geliebt. Und als Frau auch bewundert. Doch in Julia war sie zum ersten Mal richtig verliebt. Nach nur zehn Stunden wusste sie dies mit Gewissheit.
Also was tun? Hier bleiben, in Weeslow? Das wäre das Größte. Und nur hier gelegentlich Nadine treffen? Schon dieser Gedanke hinterließ ein flaues Gefühl im Magen. Dazwischen wochenlanger Verzicht auf Nadine, auf York? Und auf Sara und Ivy? Gerade diese beiden süßen Racker fehlten ihr jetzt schon. Sie war doch deren Familienmädchen! Und Niklas? – Wie schön wäre es doch, wenn alle an einem Ort leben könnten.
Sie fand sich am See wieder. Ein kühler Wind kam über das Wasser herüber. Gleich würde es gewittern. Sie fröstelte und eilte zum Haus zurück.
Die Terrasse war verlassen, die Polen waren wohl gegangen. Mila hörte durch das offene Fenster des Schlafzimmers, wie Julia und Michael es oben trieben. Julia stöhnte laut, und auch Michael konnte sie deutlich hören. Das Bett knarzte laut. War auch sie eifersüchtig, weil sie Julia mit ihm teilen musste? Seltsam - nein, war sie nicht. Julia war schließlich sein Sommermädchen, er durfte das mit ihr machen. Und sie mit ihm. Und zudem: es war endlich. Danach… Ja, was danach? Egal, ...