1. Weeslower Chroniken - Teil V - 2007 - Kapitel 4 - Mila und Julia - Nackte Tage in Weeslow II


    Datum: 07.08.2024, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... Jungen gegen zwei Mädchen. Alle vier waren komplett nackt.
    
    „Ist Nacktsein hier Pflicht?“ wollte Ella wissen.
    
    „Nein. Jeder wie er oder sie mag. Aber wenn man etwas anziehen möchte, dann nur unsere Sachen hier. Eigene Kleidung mögen wir hier nicht, das sorgt für Unterschiede.“
    
    „Klassenunterschiede.“ ergänzte Julia. „Das kann man draußen machen.“
    
    „Aber es gibt hier doch keine Badekleidung, oder?“
    
    „Stimmt. Aber es hat auch noch nie jemand darum gebeten.“
    
    Ella kam sich allmählich in ihren Sachen fehl am Platze vor. Wenn ihr Bikini doch bloß nicht so bieder, so spießig wäre, vor allem das Unterteil, dann könnte sie wenigstens ihre Shorts ablegen. Sie wünschte sich, alsbald den Jugendhof verlassen zu dürfen. Obwohl…, fiel ihr ein, wollten die beiden dann nicht an den See? Und da? Da konnte sie doch auch schlecht so herumlaufen…
    
    Die anderen riefen sie heran, man wollte sich das Haus von innen anschauen. Sie lief hinterher. Drinnen sah es nicht viel anders aus als in einer Jugendherberge, etwas rustikaler vielleicht, mit viel Holz, aber dafür gepflegter und liebevoller eingerichtet. Man besichtigte den Aufenthalts-, den Spiel-, den Ruheraum, den Andachtsraum, die große Küche, den Speisesaal, und oben die Schlafsäle. Es gab einen großen Saal für zwölf Mädchen und Jungen – ja, gemischt, erklärte Jeanette auf Ellas Nachfrage hin –, einen kleineren mit acht Betten sowie ein separates Doppelzimmer für die jeweiligen FSJlerinnen oder Bufdis. Im Nebengebäude, ...
    ... erläuterte Jeanette, gab es noch zwei Schlafsäle für je sechs Gäste. Außerdem gab es dort fünf separate Zimmer mit Doppelbetten. Eines teilte sich Jeanette mit Varnholt, wenn er mal dort war, eines Pastor Schroth und Monika, die zweite Betreuerin, in einem wohnte Vanessa, Schroths Tochter. Das vierte und fünfte waren die sogenannten Liebeszimmer, die diskreten Rückzugsorte für diejenigen, die gern mal unter sich sein wollten. Man konnte sich für die Zimmer in eine Liste eintragen, immer für maximal zwei Stunden – und war immer für die perfekte Reinigung danach zuständig. „Nicht, dass Ihr glaubt, wir hätten hier keine Regeln und keine Disziplin!“ kommentierte Jeanette das lachend.
    
    „Ich trag mich gleich mal ein.“ scherzte Julia, „Mich und den einen Jungen, der vorhin aus dem Haus kam. Wie heißt der?“
    
    „Entweder Jonas oder Max.“
    
    „Ich nehme beide.“
    
    „Tragen sich auch mal zwei Jungs oder zwei Mädchen ein?“ fragte Mila interessiert.
    
    „Ja, gar nicht mal so selten. Wir sind hier offen für alles. Was zählt, sind Liebe, Freiwilligkeit und gute Gefühle. Wir achten darauf, dass niemand zu irgendwas gezwungen wird, dass niemand verletzt wird, und dass gleichzeitig niemand zu kurz kommt, also sich hier als Außenseiter fühlen muss.“
    
    „Für die bist du dann zuständig, oder?“ meinte Julia.
    
    „Ja, auch. Wer will, darf zu mir ins Zimmer. Oder zu Markus oder zu Monika oder zu Vanessa, je nachdem, wer zu wem passt. Manchmal müssen wir einfach bei einigen die Bremse lösen.“
    
    „Was für ein ...
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