1. Die Ausstellung


    Datum: 31.10.2019, Kategorien: Kunst, Autor: derpoet

    ... wohlig nach unten ausbreitete.
    
    Ich musste den Kopf frei bekommen und meine erotischen Fantasien ablegen, wenn ich diesen Abend ohne größere Peinlichkeiten überstehen wollte. Durch meine weit geöffneten Schenkel wäre eine Erregung wohl für alle Besucher deutlich sichtbar, was ich unbedingt vermeiden wollte. Doch je mehr ich daran dachte, umso schwieriger wurde es, dagegen anzukämpfen. In diesem Moment war ich jedenfalls froh, kein Mann zu sein.
    
    Meine Gedanken wurden in dem Moment abgelenkt, als ich die ersten Besucher hören konnte. Lautes Stimmengewirr und das Klacken von Absätzen verriet, das es nun los ging.
    
    Eine Frau in einem schwarzen Abendkleid bog zuerst um die Ecke und blieb vor dem Mann gegenüber stehen. Dann ging es Schlag auf Schlag und ehe ich mich versah, war der Raum gefüllt mit Menschen, die sich murmelnd unterhielten. Männer und Frauen in Abendgarderobe und ich mittendrin – NACKT! Ich spürte wie sich die Härchen an meinem ganzen Körper aufstellten und mir eine Gänsehaut bescherten.
    
    Ein älteres Pärchen blieb vor mir stehen und betrachtete abwechselnd mich und das Gemälde. Ungeniert starrten sie mir zwischen die Beine und ich hätte mich am liebsten mit dem Leinenhemd bedeckt. Es wurde immer voller im Raum und die beiden traten noch näher an mich heran, um den anderen Platz zu machen. Dabei berührte mich der Mann mit dem Schuh an meinem Fuß und mir wurde erst jetzt mit leichtem Entsetzen bewusst, dass uns keinerlei Absperrungen von den Besuchern ...
    ... trennte. Die Veranstalter hätten wenigstens diese roten Absperrseile aufstellen können, wie man sie überall in Museen findet.
    
    Mittlerweile hatte sich eine ganze Traube Leute vor mir gebildet, die jeden Zentimeter meines nackten Körpers mit ihren Blicken abtasteten, um dann schamlos zwischen meinen Beinen zu verharren. Ich war froh, dass in der Ausstellung absolutes Foto- und Handyverbot einzuhalten war, was auch sehr streng kontrolliert wurde. Nicht auszumalen, welche Bilder ich morgen ansonsten im Netz wiederfinden würde!
    
    Trotz der vielen Leute lief alles sehr ruhig ab. Andächtig studierten die Besucher die lebenden Exponate und unterhielten sich leise im Flüsterton untereinander. Das brummeln erinnerte ein wenig an einen Bienenstock.
    
    Einige Sätze konnte ich herausfiltern, wie zum Beispiel: „Gut getroffen“ oder „das erfordert aber Mut, sich so zu zeigen“. Eine Frau bemerkte, dass mein Schamhaar kürzer war, als auf dem Gemälde, aber die Haarfarbe passe zum Bild.“ Ich hatte mir die Haare extra für die Ausstellung wachsen lassen müssen, um ein möglichst originales Abbild darzustellen. Die Frau auf dem Kunstwerk hatte krauses Schamhaar, das einen kupferfarbenen Flaum über ihren Schamlippen bildete. Meine Schamlippen standen fast identisch hervor, doch meine Haare wuchsen nicht besonders schnell und hatten nicht mehr ganz die richtige Länge erreicht. Es war ungewohnt, wieder Haare auf der Möse zu haben, wo ich sie doch schon seit Jahren immer glattrasierte. Den Blick auf die ...
«1234...»