1. Grober Sand 09 - Ende


    Datum: 07.11.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byLoreleyColter

    ... alles vergangen. Chuck und Scotty vermeiden es tunlichst, in Richtung meines Ausbilders zu sehen, und auch mich würdigen sie keines weiteren Wortes. Also lasse ich mich auf den Boden rutschen.
    
    Ich kann nicht mehr stehen, nicht mal mehr sitzen. Taub und leer kauere ich mich zusammen. Ich wünschte, ich könnte meine Hände hinter dem Rücken befreien, nur um mir die Ohren zuzuhalten, damit ich sein Giemen nicht mehr hören muss.
    
    Scotty räuspert sich. „Können wir bitte sofort aus diesem Raum raus?"
    
    Bones brummt nur zustimmend und richtet seine Uniform, Chuck ist überhaupt nicht mehr in der Lage zu sprechen. Sie sehen alle kalkweiß aus.
    
    Wenn es denn möglich ist, weicht ihnen sogar noch etwas mehr Farbe aus den Gesichtern, als eine dröhnende Detonation durch die Wände des Bunkers vibriert.
    
    „Was zur Hölle?" Sie sehen erschrocken zur Decke, dann fällt ihnen wieder ein, dass sie Soldaten sind, und geraten in Bewegung. Sie stürmen raus auf den Gang. Die Schutztür verriegelt sich.
    
    Es folgen keine weiteren Explosionen. Zumindest keine, die hier unten fühlbar wären. Von draußen dringen wie aus weiter Ferne Rufe und das Geräusch von zahlreichen Menschen durch das Schott. Es kommt Bewegung in den Bunker außerhalb meiner eigenen kleinen Neun-Quadratmeter-Hölle. Doch hier drin herrscht bleierne Stille, nur durchbrochen von den rasselnden, schmerzerfüllten Atemzügen meines Hauptfeldwebels.
    
    Die Minuten ziehen sich wie Kaugummi, werden zu einer nicht enden wollenden, zähen ...
    ... Masse. Mal Rufe, mal Stille von draußen. Ich habe schon lange jedes Zeitgefühl verloren und mein Hirn stellt sich auch die Frage nach den achtzehn Stunden nicht mehr. Irgendwann wird es wieder völlig ruhig vor dem Schott. Es könnte gerade eine gewaltige Schlacht über uns toben oder alles Leben könnte ausgelöscht worden sein. Keine Ahnung. Es interessiert nicht.
    
    Dann setzt ein tropfendes Geräusch ein. Erst langsam und unregelmäßig, schließlich stetig. Es wird fast ein wenig nervtötend, als es sich auch nach einiger mit einem Mal wieder wichtig gewordener Zeit weigert aufzuhören.
    
    Plopp.
    
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig.
    
    Plopp.
    
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig.
    
    Plopp.
    
    Es dauert, bis mein Hirn sich dazu durchringt, mir den Ursprung zu erklären.
    
    Ich zwinge mich, den Kopf zu heben. Aus meiner Position kann ich seine Beine sehen, die Uniformhose, die sich mittlerweile bis zu den Knien rot gefärbt hat. Die Hüfte. Den Unterbauch. In dessen Mitte das Messer steckt.
    
    Plopp.
    
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig.
    
    Plopp.
    
    Vom Schaft tropft es auf den Steinboden. Eine kleine dunkle Lache bildet sich vor seinen Stiefeln.
    
    Plopp.
    
    Ich kann mich von diesem Anblick nicht mehr losreißen. Es ist zu entsetzlich. Wie ein Autounfall. Ich kann nicht wegschauen.
    
    Der Riegel des Schotts wird geöffnet. Die Tür schiebt sich auf. Immer noch starre ich die rote Pfütze an.
    
    Zwei Paar Kampfstiefel betreten den Raum. Eines davon bleibt neben mir stehen. Ich werde hochgezogen und auf ...
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