1. Die Teezeremonie


    Datum: 07.11.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Luftikus

    ... die sinnlichsten Belohnungen ihrerseits zu versprechen. Ihr Herr zeigte nur Interesse für ein Regal, in dem kleine Holzkästchen standen. Er nahm eines heraus, studierte aufmerksam das handgeschriebene Etikett. Es musste schon etwas ganz besonderes enthalten, wenn ein so weltläufiger Mann, wie ihr Gönner, diesem unscheinbaren Kästchen so viel Aufmerksamkeit schenkte.
    
    „Verraten Sie mir, was dieses Kästchen enthält, mein Herr?“ Ihr Gönner lächelte sie an, hielt ihr das Kästchen unter die Nase, „Komm, mein neugieriges Kätzchen. Rieche daran.“ Chantal legte ihre Hände auf die Hände ihres Gönners, die das Kästchen hielten. Langsam führte sie ihre Nase an das Objekt ihrer Neugierde. Sie roch das Holz, aber da war noch ein anderer, seltsam angenehmer Duft. Chantal sog das ihr unbekannte Aroma in ihre Nase. Es roch herb mit einer leicht süßlichen Blume. „Es riecht so gut. Ach mein Herr, bitte sagen Sie mir, was es ist.“
    
    Ihr Gönner schüttelte mit dem Kopf. „Es ist sehr einfach. Du musst von alleine darauf kommen.“ Chantal roch ein zweites Mal an dem Kästchen. „Ein Aftershave, mein Herr?“, lispelte sie leise. „Nein, mein Dummerchen.“ Chantal schaute verlegen zu Boden. „Bitte verzeihen Sie meine Unwissenheit.“ Ihre Finger strichen zärtlich über seinen Handrücken. „Es ist ein Schwarztee, meine Lotusblume.“ Sie reagierte verwundert, klimperte wissbegierig ihren Herren mit ihren blaugrauen Augen an.
    
    „Es gibt vieles auf diese Welt, was sich Tee nennt. Einen Tee, der seinen Namen ...
    ... auch zu Recht trägt, findet man selten.“ Chantal hing bewundernd an den Lippen ihres Gönners. „Stell Dir vor, meine Lotusblume“, sie versank in einem träumerischen Zustand, „ein abgelegenes tiefgrünes Tal an den Hängen des Himalayas. Gemächlich streifen die Pflückerinnen mit großer Sorgfalt nur die besten Blattspitzen von diesen einzigartigen Teesträuchern ab, die mehrere Generationen unbekannter Magier des Genusses vor hunderten von Jahren in geduldiger Zucht geschaffen hatten. Ein warmes feuchtes Klima und der lockere Boden geben diesen Tee die besondere Note, die der wahre Kenner schätzt.“
    
    Ihr Gönner küsste sie so sehr, als ob er hoffte, den Geschmack dieses einzigartigen Tees zwischen ihren Lippen zu finden. „Komm, lass uns jetzt zurück in mein Haus gehen.“
    
    Das Auslegerkanu hatte die beiden zurückgebracht, nun schlenderten sie den Strand entlang. Das Meer rollte mit weichen Wellen auf den heißen Sand. Chantal hielt zärtlich die Hand ihres Gönners. Ihr Herr schaut sie an. „Komm, meine traumhafte Meerjungfrau, gib mir alle Deine Sachen. Du brauchst sie jetzt nicht mehr“, sprach er leise. „Aber wir sind nicht auf ihrem privaten Gelände. Bekommen wir hier, auf dem öffentlichen Teil der Insel, keinen Ärger mit dem Inselpolizisten?“, fragte Cahntal ängstlich. „Zieh Deine Sachen aus“, wiederholte ihr Herr ärgerlich. Sie gehorchte, öffnete den Knoten über der Schulter, wickelte sich das Tuch vom Körper und überreichte es ihrem Gönner.
    
    „Auch Deine Schuhe, meine Südseenixe.“ ...
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