Das Forsthaus Teil 01
Datum: 27.11.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byChiller2015
Mir ist klar, dass der Handlungsrahmen der folgenden Geschichte nicht neu ist, ich folglich damit das Rad nicht neu erfinde. Aber wer kann das schon?
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Gabriele Wagenbrecht lag nackt auf ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie schluchzte auf. Die Tränen, die ihr aus Wut und Verzweiflung zugleich kamen, konnte sie nicht einmal abwischen. Denn ihre Hände waren auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Eine weitere Fessel an ihren Füßen hinderte sie daran, das Bett zu verlassen und sich wenigstens innerhalb des Raums frei zu bewegen.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Eine rhetorische Frage, das war ihr klar. Eine banale Weisheit ging ihr immer wieder durch den Kopf: Der Krug geht so lange zum Brunnen ...
Angefangen hatte es damit, dass sie mit Bernarda und Michael Bekanntschaft geschlossen hatte -- eine Beziehung, die ihr so herrlich ungezwungen und unkompliziert erschienen war.
Nein, eigentlich musste man sogar zurückgehen bis zum Tod ihres Mannes. Nur acht Jahre waren sie verheiratet gewesen. Wolfgang, Revierförster in Mittelfranken, war während seines abendlichen Joggings plötzlich tot zusammengebrochen. Natürlich hatte es eine Untersuchung aufgrund des auf den ersten Blick unerklärlichen Todes gegeben. Es wurde jedoch festgestellt, dass es sich um eine natürliche Ursache handelte: einen plötzlichen Herztod, wie er gerade bei noch relativ jungen und sportlichen Männern gar nicht einmal so außergewöhnlich war.
Natürlich hatte ...
... dieses Ereignis Gabrieles Leben von Grund auf verändert. Mit ihrem knapp siebenjährigen Sohn Nico von heute auf morgen alleinstehend, musste sie sich neuen Aufgaben stellen. Finanziell brauchte sie sich keine großen Sorgen zu machen. Zu Beginn ihrer Ehe hatte Wolfgang eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen, die ihr half, wichtige Ausgaben zu tätigen, bis sie eine Anstellung in ihrem alten Beruf als Rechtsanwaltsgehilfin gefunden hatte. Hinzu kam der ihr dann noch zustehende Teil der Witwenpension, sodass sie mit ihrem Sohn zwar nicht im Luxus schwelgen, aber doch ohne Not ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Wolfgangs Nachfolger im Amt hatte darauf verzichtet, das ihm zustehende Forsthaus zu beziehen, weil er selbst Wohneigentum hatte. Die Forstbehörde war Gabriele entgegengekommen und hatte ihr angeboten, für eine geringe Miete weiter das Haus bewohnen zu können.
Insoweit hatte Gabriele ihr Dasein als junge Witwe und Mutter gut in den Griff bekommen, was den erlittenen Verlust natürlich nicht vergessen machte. Je besser sie sich mit ihrem neuen Leben arrangiert hatte, um so öfter hatte sie jedoch auch das Gefühl, dass ihr etwas fehlte, das alle Sorge für ihr Kind und das Zusammenleben mit ihm nicht vollständig ersetzen konnten. Sie hatte sich dabei ertappt, in solchen Momenten launisch zu werden, und hatte sich gelegentlich zusammenreißen müssen, Nico nicht darunter leiden zu lassen. Die einsame Wohnsituation im Wald trug vermutlich ebenfalls dazu bei, so idyllisch das ...