1. Weihnachten - 05. Heilig Abend


    Datum: 02.12.2019, Kategorien: BDSM Autor: byPhlegeton

    ... hatte sie die Karte gefunden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie ihr abzunehmen. Vermutlich glaubten alle, sie würde eh verlängern. Nun, nur zu ihren Bedingungen. Sie presste die Karte gegen den Öffner und die Tür schwang auf, als habe sie bereits auf sie gewartet.
    
    Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass die Luft rein war. Der Weg zu Pauls Büro war frei. Aus dem Atrium drangen Fetzen schmalziger Weihnachtslieder an ihr Ohr, und Gesprächsfetzen und ein gelegentli-ches Lachen sagten ihr, dass die Weihnachtsfeier in vollem Gange war. Sollten Sie feiern, dachte sich Christina. Sie war damit beschäftigt, ihre eigene Party zu planen.
    
    Langsam schlich sie durch den Gang, die Tasche fest im Griff. Dann stand sie vor der Tür. In Pauls Büro war alles still. Nicht das kleinste Licht schimmerte durch die Verdunkelung des einzigen Fensters zum Flur, und nur das blaue Licht des Keypads erleuchtete den Gang. Christina atmete tief durch. Das hier war der Moment. Die allerletzte Prüfung, ob sie alles richtig verstanden hatte. Sie gab den Code ganz langsam ein, machte sich jede Bewegung bewusst, überlegte vor jedem Druck. Sie hatte nicht vor, jetzt noch einen Fehler zu machen. Eins. Zwei. Drei. Und dann, zuletzt, die neun. Christina hielt den Atem an, doch alles blieb ganz ruhig. Kein Summen war zu hören, und nichts bewegte sich. Sie konnte es kaum fassen. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit breitete sich in ihr aus und sammelte sich wie ein dicker Kloß in ihrer Magengrube. Die Zahlen ...
    ... waren doch kein Code. Es gab nie eine Botschaft. Sie hatte sich ganz schlicht getäuscht, sich etwas eingeredet.
    
    Wider besseres Wissen griff sie in die Tasche und holte noch einmal die kleinen Anhänger heraus, die jedes der Geschenke begleitet hatten. Die kleinen Täfelchen entfielen ihrem nervösen Griff und landeten auf dem Boden. Sie sammelte sie ein, in der Reihenfolge, in der sie sie erhalten hatte. Eins. Zwei. Drei. Dann stutzte sie. Die neun stand auf dem Kopf. Eine Sekunde betrachtete sie die Plakette irritiert. Es war, als wolle sie ihr etwas mitteilen. Christinas Augen wurden groß, dann flogen ihre Finger auch schon über das Keypad. Eins. Zwei. Drei. Und sechs. Sie wartete gespannt. Ein Summen war zu hören, dann sprang die Türe auf. Christina seufzte auf. Sie war sie so dumm gewesen. Natürlich war es keine neun. Die letzte Zahl war sechs.
    
    Sie wollte gerade nach ihrer Tasche greifen, als sie die Schritte hörte. Jemand kam die Treppe rauf. Sie schob sich hastig durch die Tür und zog sie eilig zu. Jetzt ging jemand vorbei. Christina stand mucksmäuschenstill und wagte kaum zu atmen. Das war sehr knapp gewesen. Sie wartete noch etwas ab und prüfte beide Fenster. Sie waren abgedunkelt, kein Schimmer drang hindurch. Vorsichtig schaltete sie eine Lampe an und sah sich staunend um. Sie hatte es geschafft. Sie war in Pauls Büro. Alles war noch so, wie sie es in Erinnerung hatte. Die Gruppe mit den Sesseln, davor der große Tisch. Nüchtern. Schlicht. Und aufgeräumt. Nicht ...
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