Samiras Großmutter
Datum: 17.01.2020,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Kastor Aldebaran
... Höhe der Villa blieb ich für einen Moment stehen, wagte aber nicht, näher heranzugehen. Die Fenster waren verhangen und wirkten bedrohlich auf mich. Wie tiefschwarze Augen sahen sie aus, die mich anstarrten. Obwohl das Gebäude weiß gestrichen worden war, wirkte es trotzdem dunkel und kalt. Mich fröstelte ein wenig, während ich dort stand, obwohl es recht warm war. Mit etwas Gänsehaut auf den Armen und drehte mich um und erschrak fürchterlich.
Asifa stand leicht versetzt und nur zwei Schritte hinter mir und sah mich mit leicht schräg gehaltenem Kopf an. Dabei zeigte sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, was ihrem Gesicht einen schelmischen Ausdruck gab.
"Hallo junger Mann, ich hatte dich nicht wieder erwartet, zumindest nicht so schnell. Dabei ist es nicht einfach, sich mir zu entziehen. Erst als du das Grundstück betreten hattest, habe ich dich bemerkt. Wirklich interessant. Was hältst du von einem Tee? Ich wollte gerade einen trinken!"
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging Richtung Wohnwagen. Ich folgte ihr schweigend, kam mir vor, als wenn ich bei irgendwas erwischt worden wäre. Dabei hatte ich mir nichts vorzuwerfen.
"Ach ja, bevor ich es vergesse. Bitte bleib dem Haus fern. Es ist nicht gut für dich, noch nicht!", meinte Asifa. Dabei drehte sie sich jedoch nicht einmal zu mir um, erwartete keine Antwort oder interessierte sich anscheinend nicht für eine Reaktion meinerseits.
Auf der Lichtung angekommen, entdeckte ich einen kleinen ...
... Tisch mit zwei Stühlen, der im Schatten der Eibe stand. Darauf waren zwei Gedecke aufgelegt worden, sowie eine große Porzellankanne und eine Schale mit Gebäck. Dabei fragte ich mich, für wen das zweite Gedeck wäre, allerdings wurde diese Frage sofort von Asifa beantwortet.
"Ich habe mir erlaubt, für uns beide zu einzudecken, als ich spürte, dass du erscheinst. Ich hoffe, ich überfahre dich damit nicht."
Da wir uns nebeneinander dem Tisch näherten, sah ich neben mich, zu ihr hin und schüttelte den Kopf.
"Vielen Dank!", waren meine ersten Worte und setzte mich hin, nachdem ich Asifa beim Hinsetzen geholfen hatte. Meine Erziehung lies es gar nicht anders zu und Asifa bedachte diese Geste mit einem anerkennenden Kopfnicken.
"Schönes Wetter!", begann sie unverfänglich das Gespräch, goss uns beiden Tee ein, nahm einen Keks, lehnte sich im Sessel gemütlich an und sah in Richtung des Wohnwagens.
"Die Margeriten wachsen dieses Jahr wirklich prächtig, ich bin am Überlegen, ob ich nächstes Jahr noch mehr davon kaufe. Sie sehen frisch und kräftig aus, sind voller Leben und machen mich froh. Es sind lustige Blumen, sie erzählen mir schöne Geschichten. Ganz im Gegensatz zu ihm hier!"
Sie lehnte sich zurück und schaute in den Wipfel der Eibe.
"Als ich sie pflanzte, war sie noch klein und voller guter Gedanken. Doch das hat sich vollkommen geändert. Sie ist böse geworden, dabei kann ich gar nicht sagen, warum. Vielleicht haben die anderen Bäume sie geärgert, vielleicht ...