1. Ein Studentenleben in den 80ern 05


    Datum: 02.03.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: bykleinaberfein

    ... möglichst genaues Bild von ihm machen können. Er las sich das Endprodukt mehrfach durch und feilte so lange daran, bis er halbwegs zufrieden war. Jetzt passten der Inhalt und die Sprache. Formulieren hatte ihm schon immer Spaß gemacht.
    
    Dann kramte er in seinen Fotos und fand ein Bild von der Skipiste, auf dem er auch nach seinen eigenen kritischen Maßstäben ganz gut aussah. Mit Brief und Bild marschierte er nach nebenan und hielt Frauke beides unter die Nase. Sie lächelte ihn ermutigend an und las den Brief konzentriert durch. Danach schaute sie sehr ernst.
    
    „So schlecht? Mist!", sagte Christoph.
    
    „Unsinn! Das weißt Du selber. Der Brief ist genial. Und der Typ auf dem Bild ist total süß. Wenn ich die Frau wäre, wüsste ich, was ich zu tun hätte."
    
    „Puh", atmete Christoph auf. „Jetzt hast Du mich aber total verunsichert. Weil Du so ernst geschaut hast."
    
    „Vielleicht bin ich ja gerade ernst..."
    
    „Weil?"
    
    „Christoph?"
    
    „Jaaa..."
    
    „Ich sollte das jetzt nicht sagen. Wir reden auch nie mehr darüber. Versprochen?"
    
    „Was immer Du möchtest. Aber was ist denn los, um Himmels willen?"
    
    Frauke sah ihn noch ernster an als zuvor. Wenn das überhaupt möglich war. Dann antwortete sie. Mit fester Stimme. Die aber längst nicht so ruhig war, wie sie das ger-ne gewollt hätte.
    
    „Weißt Du, es gibt Momente, da frage ich mich, ob das immer so richtig ist, was ich mache. Zum Beispiel mit Christiane. Oder überhaupt mit Frauen."
    
    Pause. Und dann, schon deutlich leiser:
    
    „Als ...
    ... ich gerade den Brief zu Ende gelesen habe, war das so ein Moment. Aber es war nicht der erste."
    
    Und noch leiser:
    
    „Der erste war nach der Sauna."
    
    Nach diesem Satz hatte Christoph das Gefühl, als würde sich der Boden, auf dem er stand, in Luft auflösen. Er hatte plötzlich ein sehr flaues Gefühl in der Magengrube. Er war nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen. Reden wäre auch falsch gewesen. Wenn, dann hätte man jetzt etwas tun müssen. Dieser Ball lag allerdings bei Frauke.
    
    Frauke nahm den Ball nicht auf. Man sah ihr an, wie sie mit sich kämpfte. Mit sich, mit ihren widerstreitenden Emotionen, am Ende sogar mit den Tränen. Dann schluckte sie einmal und brach das Schweigen. Sie sprach immer noch sehr leise.
    
    „In Wirklichkeit brauchst Du keine Nachhilfe. Nicht in Sachen Sex und auch sonst nicht. Du musst nur viel öfter der Christoph sein, mit dem ich in der Sauna war und der diesen Brief geschrieben hat. Das ist leichter gesagt als getan. Das weiß ich. Aber wenn Du das schaffst, dann kannst Du echt jede haben. Und jede heißt: jede. Dann ist der Nachhilfeunterricht allerspätestens nach dem zweiten Treffen nur noch Spaßvögeln. Ich hoffe, die Frau merkt, welchen Volltreffer sie macht."
    
    Dann wieder in normaler Lautstärke. Und mit einem Grinsen, das fast echt war:
    
    „So, und jetzt betrinken wir uns. Komplett! Und komplett sinnlos. Watt mutt, dat mutt."
    
    Sprach es, nahm den für Christophs Rückkehr kaltgestellten Sekt aus dem Kühl-schrank und ließ den Korken knallen. ...
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