"Das erste mal"
Datum: 22.04.2020,
Kategorien:
Bisexuell,
Autor: transgirl sarah
... elegant, und man konnte sehen, dass er schlank war. Er war dezent parfumiert. Alles in allem eine sehr anziehende Erscheinung. Ja, anziehend war das richtige Wort. Wir setzten uns. Ich war verwirrt. "Das kann doch nicht sein" dachte ich. Noch nie fühlte ich mich zu einem Mann hingezogen. Aber Martin hatte es innerhalb weniger Sekunden geschafft. Er bemerkte meine Verlegenheit und entgegnete: "Es ist auch für mich das erste mal, dass ich mich mit einem Transvestiten verabrede. Aber ich muss sagen, ich bin wirklich positiv beeindruckt von dir." Oh mein Gott. Dieser Traummann war von mir beeindruckt? Ich war doch nur eine Transe, ein Mann, der sich ab und zu bemüht, in die Rolle der Frau zu schlüpfen. Und trotzdem beeindruckte ich ihn? "Reiss dich zusammen", sagte ich zu mir selbst, und rang nach Fassung. "Ja, du wirkst auch sehr sympathisch. Es freut mich sehr, dass wir uns nun endlich persönlich begegnen."
Den ganzen Abend kam keine Langeweile auf. Wir unterhielten uns angeregt über Gott und die Welt, bemerkten, dass wir viele Ansichten und Einstellungen zum Leben teilten. Martin war ein sehr niveauvoller Konversationspartner, gebildet, charmant, sensibel. Seine Stimme wirkte angenehm und beruhigend. Man bemerkte zwar, dass er sich seiner positiven Erscheinung bewusst war, trotzdem wirkte er alles andere als überheblich. Nie hatte ich das Gefühl, dass er mich in irgendeiner Art von oben herab behandeln würde. Es war offensichtlich, dass für ihn jegliche Art von ...
... Diskriminierung, wie es "andersartige" Menschen, vor allem Homosexuelle oder auch Transgender, oft genug erleben mussten, zuwider war. Je länger der Abend dauerte, desto mehr positive Gefühle entwickelte ich für ihn. War ich etwa gar verknallt? In einen Mann? Jedenfalls war da ein Kribbeln im Bauch, und ich befand mich in einem Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Das konnte doch nicht real sein?
Weil wir so in unserer Unterhaltung vertieft waren, bemerkten wir gar nicht, dass sich ausser uns keine weiteren Gäste mehr im Cafe befanden. Es war Mitternacht vorbei. Der Kellner lies sich zwar nichts anmerken, aber die Sperrstunde war bereits überschritten. Also zahlten wir. Ich fühlte eine Enttäuschung in mir hochkommen. Sollte dieser wunderbare Abend ein Ende haben? Nein, das wollte ich nicht. Aber was tun? Ihn zu fragen, ob wir noch etwas unternehmen, wagte ich nicht. Als wir uns vor der Tür des Cafes befanden, meinte er plötzlich: "Ich will ja nicht aufdringlich wirken, oder dich bedrängen, aber es würde mich sehr freuen, wenn du noch auf ein Glas Wein zu mir kommst. Ich verspreche dir, ich bin kein Psycho, und auch kein Massenmörder." Mein Herz pochte noch mehr als es zu Beginn unserer Begegnung der Fall war. Ja, nichts wünschte ich mir mehr, als noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. "Ja, gerne" erwiderte ich, und ärgerte mich zugleich über meine kurzsilbrige Antwort.
Ich folgte ihm mit meinem Auto. Seine Wohnung befand sich im besseren Viertel der Stadt. Wir gingen ins ...