1. Schwanensee


    Datum: 08.03.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: by_Faith_

    ... Schwäne«, flüsterte die Fee mit Stolz im Blick.
    
    *
    
    Nach einer gemeinsamen Nacht in intimer Zweisamkeit erwachte Swan am nächsten Morgen alleine im höchsten Raum des Turms. Sie erhob sich in ihrem Federkleid und schritt mit Anmut auf den Balkon, um die Aussicht zu genießen. Der Schwanensee sah bei Sonnenaufgang malerisch aus und ihre Schwäne schwammen in stillen Bahnen über das klare Wasser.
    
    »Na dann«, sagte Swan und stieg auf den Sims des Balkons. Sie wusste, was zu tun war und spürte, dass sie es konnte, dennoch zögerte sie einen Moment. Mit geschlossenen Augen überwand sie ihre Angst und ließ sich mit ausgebreiteten Armen hinabfallen. Sie spürte das flaue Gefühl des freien Falls im Bauch. Kurz vor der Wasseroberfläche öffnete sie ihre Flügel.
    
    »Woaw«, rief Swan, als sie eine Handbreit über dem Wasser pfeilschnell dahinflog. Sie segelte mit majestätischen Schwingen aus strahlend weißen Federn über den See und zog aufschießende Fontänen aus Wasser hinter sich her. Gelegentlich touchierte sie die Wasseroberfläche mit den Flügelspitzen und rang um Balance. Nach einer Umrundung des Sees, erschlossen sich ihr die Feinheiten des Fliegens und sie rief zu ihren Schwänen: »Wollt ihr mir folgen?«
    
    Da breiteten alle Schwäne ihre Flügel aus und erhoben sich aus dem Wasser. Swan drehte eine große Schleife und ein Schwarm aus zahllosen Schwänen formierte sich hinter ihr. Nach einigen kraftvollen Flügelschlägen war der See nur noch ein kleiner blauer Fleck in der Landschaft. ...
    ... Hier oben war es himmlisch still.
    
    Die Königin der Schwäne führte ihr Gefolge in das Königreich, das einst ihrem Vater gehörte. Von der Fee wusste sie, dass ihre Brüder und deren Nachfahren kein Geschickt beim Regieren gezeigt hatten. Das Land war verwahrlost und in dem einst prächtigen Schloss hauste eine mächtige Räuberbande, die der umliegenden Landbevölkerung das Leben schwer machte und sogar die benachbarten Königreiche plagte.
    
    Doch diese Bande war dem Ansturm einer Schwanenarmee nicht gewachsen. Wer die Wehrhaftigkeit eines Schwans nicht kennt, sollte ein solches Tier nicht herausfordern. Zumal diese Armee von der Königin der Schwäne angeführt wurde. Ehe das Räuberpack verstand, was hier geschah, flohen sie in alle Richtungen und schauten stets zum Himmel, in Panik vor den großen weißen Vögeln. Dabei rannten sie gegen Bäume, fielen in Gräben oder stolperten über ihre eigenen Füße. Die meisten schweren Verletzungen zogen sie sich an diesem Tage selbst zu.
    
    Als der letzte Halunke aus dem Schloss vertrieben war, setzte Swan zu Landung an und ihr Gefolge tat es gleich. Sobald die Schwäne den Boden berührten, wurden sie zu den jungen Frauen, die sie einst gewesen waren. Ausnahmslos hübsche Adelstöchter aus mehreren Jahrhunderten und aller Herren Länder. Nicht weit von Swan stand Sewae, eine nubische Prinzessin, deren Lächeln Stein erweichen und manches Fleisch steinhart werden lassen konnte.
    
    Sewae lächelte, wie alle anderen und Swan war froh, denn sie spürte die ...