1. Der Schmied aus Intal 32/38


    Datum: 18.05.2020, Kategorien: Hardcore, Autor: aldebaran66

    Kapitel 32
    
    Einen Tag später schloss ich mich einer kleinen Reisetruppe an, die dasselbe Ziel hatte wie ich. Es waren Gaukler, die zum Überleben von Ort zu Ort zogen und ihre Vorstellungen gaben. Es war ein lustiger Haufen. Sie sangen und musizierten ohne Pause und waren trotz ihrer augenscheinlichen Armut heiter und gelassen. Ihre größte Attraktion war eine Frau, schwarz wie die Nacht. Ich hatte es bereits auf einem Wandteppich gesehen und es als Fehler, als eine freie Interpretation angesehen.
    
    Zuerst dachte ich, dass sie von oben bis unten mit Ruß eingeschmiert worden wäre, schnell stellte sich heraus, dass es nicht sein konnte. Ich konnte trotz ihrer weißen Kleidung keine Verschmutzungen feststellen, die darauf hingewiesen hätte. Auch sonst sah sie anders aus, wie die Frauen die ich kannte. Sie hatte pechschwarze, kurze, gekräuselte Haare und genauso dunkle Augen. Ihre Lippen waren aufgeworfen und wulstig. Sie sprach in einem seltsamen Dialekt und war schwer zu verstehen.
    
    Mit Mühe konnte ich mich mit ihr unterhalten und bekam heraus, dass sie von weit weg stammte. Viele Monate zu Fuß in Richtung Süden.
    
    „Dort sind alle schwarz wie ich und es ist immer heiß und trocken. Wenig Bäume, wenig Regen!“, meinte sie und beschrieb ihr Land, das aus Sand und Steinen zu bestehen schien.
    
    Ob sie übertrieb, konnte ich nicht sagen, ich wusste es nicht besser. Aufgrund ihrer Hautfarbe konnte ich es mir in gewisser Weise vorstellen. Meine Haut wurde im Sommer auch dunkler. ...
    ... Wobei ich mich insgeheim fragte, ob sie am ganzen Körper schwarz war oder nur an den Stellen, die aus der Kleidung ragten. Ich wagte es nicht, sie zu fragen.
    
    Sie hieß Mora sagte sie mir und wir freundeten uns langsam an. Sie erzählte von seltsamen Dingen in ihrer Heimat. Von Tieren, deren Aussehen ich nicht kannte, von anderen Menschengruppen, größer und kleiner als sie.
    
    Ihre Fantasie war unerschöpflich. Stundenlang erzählte sie und ich verstand sie umso besser, je länger ich zuhörte. Auf die Frage, wie sie hierher gekommen war, gab sie keine Antwort. Mora blickte mich traurig an, sagte nichts mehr dazu.
    
    Eines Abends erzählte sie mir doch ihre Geschichte. Die ganze Zeit sah sie dabei mit abwesendem Blick in die Ferne.
    
    „Ich wurde in einem Dorf weit weg von hier geboren. Es lag in der Nähe eines gewaltigen Meeres, das so groß ist, dass keiner weiß, was dahinter liegt. Vor Urzeiten hatten einige aus meinem Stamm es versucht, kamen aber zurück, als das Land hinter ihnen verschwand. Weiter sind sie nicht gefahren. Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit, konnte tun und lassen, was ich wollte, war oft am Wasser, um nachzuschauen, ob das Meer Dinge angespült hatte.
    
    Das Leben war karg und entbehrungsreich. Unsere einzige Sorge, die wir hatten, war, was wir am nächsten Tag essen und trinken konnten. Aber da es uns allen so ging, war es normal. Tagsüber war es sehr heiß, nachts bitterkalt. Der Sand konnte die Hitze der Nacht nicht speichern. Wir lebten in kleinen runden Hütten ...
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