1. Die Sitzung


    Datum: 14.03.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... Kante des Podestes auf einem Hocker und hält sein Zeichenbrett auf den Knien.
    
    Ich beobachte ihn. Ihm stehen dicke Schweißperlen auf der Stirn.
    
    Was strengt ihn denn so an?
    
    Immer, wenn er mal auf mich, sein Modell schaut, dann sucht er zuerst nach meinen Augen, und wenn er dann bemerkt, dass ich zu ihm hinsehe, weicht sein Blick schnell wieder aus auf sein Blatt. Auf dem Blatt sind nur ein kleiner senkrechter Strich
    
    und darunter ein aufrechtes und ein kopfstehendes V zu sehen. Darüber ein Strichelherzchen. Aha, der Strich ist wohl mein Mösenschlitz, das aufrechte V sollen meine Schamlippen sein und das andere V sind meine Pobacken, soweit sie noch hervorlugen. Ich bin ein schlimmes Weib. Ich will ein klein wenig mit ihm schäkern. Ich drehe den Kopf leicht nach oben, nur ein ganz klein bisschen, und tue so, als würde ich in diese Richtung schauen. Aus den Augenwinkeln kann ich aber deutlich wahrnehmen und auch mit meinem siebten Sinn kann ich spüren, dass er mir jetzt mit großen Augen in die
    
    Möse blickt. Der Zeichenstift ruht. Ich mache ganz scheinheilig die Augen zu und beginne mit meiner alltäglichen Beckenbodengymnastik. Pobacken anspannen, Bauch einziehen, anspannen, locherlassen, und so weiter. Ich weiß, dass sich meine ganze Hafeneinfahrt samt Poloch dabei um mindestens 3 Zentimeter nach oben und unten bewegt und manchmal auch noch öffnet und schließt. „Plopp, plopp, plopp…“
    
    Seine Schweißtropfen rinnen von der Stirn auf sein Zeichenblatt. Dann nehme ich ...
    ... auch noch meine linke Hand
    
    kurz von meinem Knie und zeige ihm 3 Finger.
    
    Regel
    
    3: „lange und gründlich hinschauen!“
    
    Jetzt muss ich ihn aber doch endlich aus seinen Qualen erlösen. Ich sehe ihn direkt und offen an und blinkere dabei mit dem linken Auge, und nicke leicht mit dem Kopf. Soll heißen:
    
    „Schau hin, du musst dich nicht genieren.“
    
    Er streicht sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und lächelt verlegen aber dankbar. Sein Zeichenstift kriegt wieder Arbeit und teilt sich diese brüderlich mit seinen Augen. Regel drei. Na also. Das wird doch dann hoffentlich eine Prachtfotze.
    
    Auch Helmut, der 45-er und Martin, der blonde 30-er haben das Spielchen mitgekriegt. Sie stehen direkt hinter Mike an ihren Staffeleien. Sie grinsen auch, aber kein bisschen verlegen. Ansonsten habe ich per Blickrichtung bemerkt, dass sie sich intensiver mit meinen Brüsten beschäftigen. Gertrud, unsere Älteste, schüttelt schmunzelnd mit dem Kopf und schweigt dazu. Grit, die kleine schmale schwarzhaarige Studentin deutet pflichtschuldig politisch korrekte Entrüstung an und schweigt ebenfalls. Sie macht bestimmt
    
    auch zuhause ihre Beckenbodengymnastik. Was soll sie also dazu sagen?
    
    Irgendjemand kann aber nicht schweigen. Hinter meinem Rücken entspinnt sich leise, aber dennoch verständlich ein Gespräch zwischen Andreas und Björn, unserem Blümchen.
    
    Andreas: „Ich habe dir gar nichts versprochen, Björn. Die Modelle
    
    werden gefälligst so angenommen, wie sie kommen. Wenn du ...
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