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Die Insel
Datum: 23.07.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Kastor Aldebaran
... sei. Woher die Erdstöße kamen, war klar. Sie kamen vom Berg auf der anderen Hälfte der Insel. Er war nie wirklich ruhig gewesen. In seinem Inneren grummelte es immer und ab und zu stieg aus seiner kreisrunden, nach innen gewölbten Spitze, weißer Rauch auf. Immer wenn er das tat, sagten die Einwohner, dass es Rahani sei, die Göttin des Berges. Manche meinten dann scherzhaft und hinter vorgehaltener Hand, dass sie schlecht geschlafen hätte. Andere drückten es noch krasser aus und meinten, dass sie wohl etwas Schlechtes gegessen hätte und sie jetzt an Blähungen litt. Das Ergebnis sei der aufsteigende Rauch, der wirklich nicht sonderlich gut roch. Eher an faule Eier erinnerte. Aber das sagte keiner wirklich laut. Nach der Meinung der meisten anderen war die Göttin über irgendetwas erzürnt und die Versammlung war einberufen worden, um zu beratschlagen, was zu tun sei. Keiner aus der Runde konnte allerdings erklären, was Rahani nicht gefiel. Eigentlich befanden alle, dass es nicht an ihnen lang, wenn sie grollte. Trotzdem war es kein Zustand auf Dauer. Immerhin konnte jemand verletzt werden oder schlimmer und das musste verhindert werden. Also beriet man, was zu tun sei. Da keiner der jüngeren es je erlebt hatte, dass der Berg sich so verhielt, waren sie ratlos. Nur die Ältesten konnten sich an etwas Ähnliches in ihrer Kindheit erinnern. Sie waren jetzt gefragter denn je, denn sie hatten noch erlebt, was die Menschen vor vielen Jahren dagegen getan hatten. Dem Berg ...
... und damit Rahani war geopfert worden und die Alten wussten auch noch wie, denn die älteste der Alten war dabei gewesen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, nur leider war es schon so lange her und sie war geistig nicht mehr auf der Höhe. So wurde es schwierig heraus zu bekommen, was wirklich geschehen war. Nur bruchstückhaft setzte sich alles wieder zusammen. Erst dann gingen die Diskusionen wirklich los. Jeder wollte etwas dazu sagen und hatte seine eigene Meinung. So ging die Beratung einen ganzen Tag lang und am Abend war man immer noch nicht zu einer Lösung gekommen. Es wurde erst jäh beendet, als der Boden wieder zu wanken begann und selbst die stabilen Steine unter ihnen wackelten. Ein Grollen durchlief den Boden und veranlasste die Bewohner ihre Köpfe einzuziehen, denn einzelne Matten lösten sich und fielen auf sie nieder. So heftig war er noch nie gewesen und machte jetzt die Zweifler mundtot. Eigentlich war auch alles geklärt, nur ein oder zwei Kleinigkeiten standen noch offen, aber das war jetzt nicht mehr so wichtig. Die Menschen wollten zu ihren Hütten und nachsehen, ob noch alles in Ordnung war und so löste sich die Versammlung schneller auf als geplant. Der nächste Morgen begann mit hektischem Treiben. Menschen liefen durcheinander und es wurden Gegenstände gesucht und gefunden. Zum Schluss standen fast alle lauffähigen Männer und sechs Frauen in der Mitte des Dorfes. Alle hatten etwas gemeinsam. Sie hatten ein Bündel dabei, welches sie auf dem Rücken ...