1. Das Mädchen aus dem Wasser Teil 1


    Datum: 17.04.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Holzratte

    ... noch Bruchstücke ließen erahnen, dass es einmal ein Boot gewesen war. Das einzige was noch stand war seine kleine armselige Hütte.
    
    Erst jetzt begann er langsam zu begreifen, dass sein Leben wie er es bis zum gestrigen Tag geführt hatte über Nacht aus den Angeln gehoben worden war. Hilflos stand er da und schaute das Werk der Zerstörung an. Sein Blick wanderte umher und blieb schließlich an der kleinen, ins Meer hineinragenden Zunge hängen die bis gestern noch mit Büschen bewachsen gewesen und jetzt ein von jedem Leben blankgewaschener Fels war. Doch nicht diese trostlose Szene war es die ihn auf den toten Landstrich blicken und seine Aufmerksamkeit auf dem nackten Fels ruhen ließ sondern die Gestalt die regungslos auf ihm lag.
    
    Mit vorsichtigen Schritten ging er langsam auf sie zu. Als er die Spitze erreicht hatte weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Er konnte es nicht glauben doch der Fischschwanz ließ keine andere Deutung zu: Vor ihm lag eine Meerjungfrau, von den Felsen geschunden aber trotzdem immer noch eine Meerjungfrau. Hastig bekreuzigte er sich als sein Blick über sie wanderte. Bäuchlings lag sie in der prallen Sonne, ihr Kopf ihm abgewandt, die Arme ungesund abgewinkelt und mit Schürfwunden am Rücken, der teilweise von ihrem grünlich-blond schimmernden Haar verdeckt wurde, übersät.
    
    Noch während er dastand und sie betrachtete löste sich ein leises Stöhnen von ihren Lippen und einer ihrer Finger zuckte. Dann aber geschah das für ihn Unvorstellbare: Noch ...
    ... während das Mädchen aus dem Wasser auf dem nun schon fast trockenen Felsen ihr Bewusstsein unter Schmerzen zurückerlangte begann sich ihr Fischschwanz zu verändern. Die hellgrün schimmernden Schuppen begannen sich in rosige Haut zu verwandeln und der Schwanz wölbte sich unterhalb ihrer Hüfte nach innen um sich schließlich zu spalten und in zwei Beine zu verwandeln. Langsam und mit einem leise knackenden und reißenden Laut wanderte der Riss ihren Unterkörper hinab bis er die Flosse erreichte die sich schlussendlich in zwei zartgliedrige Füße verwandelte. Starr vor Schrecken schaute er dem Schauspiel zu und konnte nicht glauben was er da sah.
    
    Noch während sich die Verwandlung vollzog hob das Mädchen leicht ihren Kopf, wendete ihn auf die andere Seite und ließ ihr erschöpft wieder auf den harten Stein sinken. Dann öffnete sie ihre Augen. Johannes‘ Mund wurde trocken als er in die Augen des nun vollkommen nackten Mädchens blickte. Klar wie Kristall und so unvorstellbar tief wie das weite Meer kamen sie ihm vor. Nur mit Anstrengung gelang es ihm den Blick von ihren Augen loszureißen doch wanderte er jetzt unwillkürlich über den Rest ihres makellosen Körpers. Wie weggeblasen waren all seine Sorgen, waren die Worte des Priesters der seine Gemeinde jeden Sonntag vor den Verlockungen der Sirenen warnte. Er vergaß alles um sich herum und wollte nur noch für dieses Mädchen da, ihr wie ein Vater sein, wollte sich um sie kümmern und ihr helfen wieder zu Kräften zu kommen.
    
    Fasziniert ...
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