1. Sonntag Abend, die 3. Woche


    Datum: 19.04.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Es war am Donnerstag Abend, ca. 19Uhr, als mich meine 16jährige Tochter auf dem Handy anrief. Ich war gerade auf der Rückfahrt von einer Messe, auf der Autobahn herrschte wirklich dicker Verkehr und die Dunkelheit und der Sprühregen machten das Fahren auch nicht gerade entspannender. "Wann bist Du daheim Papa? Wir müssen heute unbedingt noch auf die Post und das Päckchen von Oma abholen. Der DHL Fahrer hat heute früh eine Karte eingeworfen als Mama gerade einkaufen war. Und jetzt ist sie bei Simone und kommt wahrscheinlich nicht vor 8 nach Hause und dann hat die Post schon zu..." Endlich gelang es mir den Redeschwall meiner Tochter kurz zu unterbrechen. "Engelchen, das klingt alles ganz furchtbar wichtig, aber ich habe noch bestimmt 50km vor mir und so wie es hier zugeht glaube ich nicht dass wir es noch zur Postagentur schaffen bevor die zumachen". Ich verkniff mir die Frage ob es nicht noch ein oder zwei Tage warten konnte bis wir das Paket abholten. Aber trotz ihrer fast 70 Jahre verstand sich die Mutter meiner Frau noch ganz gut darauf, sich bei Ihrer Enkelin beliebt zu machen. Die Kleidungstücke die sie regelmäßig schickte waren zumeist recht modern (mal abgesehen von dem Fehlgriff mit dem hässlichen Nachthemd, das wir letzten Sonntag in einem Müllcontainer auf dem Dorfplatz entsorgt hatten), die beigelegten Süßigkeiten waren edle Sachen aus dem Feinkostgeschäft und das unauffällige Couvert mit kleinen bis mittleren Finanzspritzen war auch immer gerne gesehen. Damit ...
    ... war schon klar dass Susanne schon ein bisschen in Weihnachtslaune war, obwohl es gerade mal Anfang November war und obwohl vor Weihnachten bestimmt noch mal so ein Paket eintrudeln würde. Von dem was ihre Oma dann an Weihnachten noch persönlich mitbringen würde mal ganz zu schweigen.
    
    Wir einigten uns darauf dass ich versuchen würde doch noch rechtzeitig zuhause zu sein, aber dass ich bestimmt nicht Kopf und Kragen auf der Autobahn riskieren würde, nur um das Paket heute noch abzuholen. Mein BMW Touring war ohnehin komplett vollgeladen mit Kartons von der Messe, sogar der Rücksitz war noch bis zum Dach voll gepackt. Und ich hatte keine Lust auf einen Auffahrunfall bei dem mir auch noch hunderte von elektronischen Messemustern um die Ohren fliegen würden. Ich war auch ein bisschen sauer. Ich hatte mich nur von unserem Geschäftsführer breitschlagen lassen auf die Messe zu fahren "weil doch die Kunden immer jemanden aus dem Management sprechen möchten um sich in guten Händen zu fühlen". Naja, die technische Beratung hätten die Techniker selbst bestimmt besser hinbekommen und für den Rücktransport der Ausstellungsstücke hätte man ja auch den VW-Bus mitnehmen können. Aber es waren ja zahlreiche Mitarbeiter auf der Messe, und so beschloss man am letzten Tag die ganzen Kisten auf die verbleibenden PKWs zu verteilen. Offenbar hatte sich aber jemand ganz kräftig verschätzt und so waren jetzt alle Autos voll bis unters Dach.
    
    Während ich noch so meinen Gedanken nachhing, ob man das ...
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